«Geschäftsführer»: Frau Frutiger, wird man als Hotelier geboren?
Daniela Frutiger: Meine Grossmutter hatte mir schon als Kind gesagt, ich solle eine Hotelfachschule besuchen. Ich bin aber eine Quereinsteigerin. Nach meiner Ausbildung zur Pharma-­Assistentin liess ich mich weiter als Kosmetikerin und Wellnesstherapeutin ausbilden. Vor gut 26 Jahren kam ich dann von Stuttgart aus für ein Praktikum ins Hotel Kulm nach Arosa. Die gute Atmosphäre, das feine Essen und der Kontakt zu vielen interessanten Menschen haben mich sofort fasziniert. Der Wechsel 1992 ins Giardino in Ascona war nicht nur beruflich ein Glücksfall. Dort habe ich meinen Mann kennen­gelernt, der im Gegensatz zu mir ein klassischer Hotelier ist. Dann ­bekamen wir 2002 die Gelegenheit den Lenkerhof in Lenk zu übernehmen. Das alte Kurhotel wurde von uns beiden komplett neu zu einem 5* Wellnesshotel umgebaut und wir eröffneten es als Direktionsehepaar. Mit unserer Rückkehr 2006 ins Giardino nach Ascona erhielten wir als Direktionsehepaar die Chance, Hotel & Spa komplett nach unseren Ideen umzugestalten, was uns während der Zwischensaison gelungen ist.

Seit 2009 führen Ihr Mann und Sie die Giardino Gruppe, welche ­neben Ascona in der Zwischenzeit auch das Lago in Minusio, das Mountain in St. Moritz und seit kurzem das Atlantis in Zürich beinhaltet. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit aus?
Wir sind ein eingespieltes Team. Wenn das Private und das Berufliche so eng miteinander verbunden sind und man so viele Stunden gemeinsam verbringt, muss man gut zusammen funktionieren. Neben Marketing und Sales gehören auch die stimmungsvollen Seiten des Hotels wie Spa, Erscheinungsbild, Innenarchitektur, Dekoration und Floristik zu meinem Aufgabenbereich. Mein Mann übernimmt den finanziellen Teil, was sicher nicht immer angenehm ist.

Sie leiten eine Hotelkette mit vier Dependancen und haben zwei Söhne im Teenager-Alter. Bleibt da noch Zeit für Privates?
Ja, absolut. Natürlich ist es ein ständiger Spagat, aber eigentlich ist es fast einfacher so, alles unter einen Hut zu bringen. Da man heute quasi von überall arbeiten kann, können wir uns gut ab und an zurückziehen und uns unsere Auszeiten schaffen. Wir beide machen sehr gerne Sport wie Joggen,Pilates oder wir gehen biken und legen viel Wert auf unser Familienleben, das gibt uns einen gesunden Ausgleich.

Immer wieder ist die Rede davon, dass der Schweizer Tourismus in der Krise steckt. Was ist das Geheimnis hinter der «Erfolgs­geschichte Giardino»?
Den Grundstein dafür hat sicher der legendäre Hans Leu gesetzt. Er war von Anfang an ein Querdenker und Entertainer und hat die Hotelkultur in der Schweiz revolutioniert. Er war erfrischend anders und nur schon durch den Einsatz seiner Lieblingsfarbe Rosarot hat er sich von anderen Hoteliers abgehoben. Aber auch der Standort in Ascona ist einmalig – eine echte Oase. Wenn man hier ankommt, fühlt man sich wie auf einer paradiesischen Insel. Die Gäste fühlen sich wie in der Toskana, sind aber immer noch in der Schweiz – das war und ist noch immer die Essenz des Giardinos.

Inwiefern haben Sie die Strategie von Hans Leu weiterentwickelt?
Wir wollten dem «Projekt Giardino» unseren ganz persönlichen Touch geben. Wir sind nicht rosarot, wir sind anders, aber am wichtigsten ist es authentisch zu sein. Wir versuchen die Zeichen der Zeit zu erkennen und visionär zu bleiben. Wir haben das Rosa eliminiert und mediterrane Farben eingesetzt. Trotzdem sind wir Exoten in der Schweizer ­Hotellerie und weit entfernt vom Massentourismus. An zentraler Stelle steht uns aber auch das Wohl unserer Mitarbeiter: Sind unsere Mit­arbeiter glücklich, fühlen sich unsere Gäste automatisch wohl – und das war eigentlich schon immer unsere Strategie.

Ein eigenes Projekt ist Ihre eigene Pflegelinie. Erzählen Sie uns davon.
Für mich persönlich war eine eigene Spa-Linie ein lang gehegter Traum. Bei der Kreation von dipiù Cosmetics war es mir wichtig, meine persönliche Philosophie von Transparenz, Nachhaltigkeit, Respekt gegenüber der Umwelt und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis einzubringen. Zurzeit umfasst die Linie vierzig Produkte mit natürlichen Ingredienzien wie Traubenkernen, Mandel- und Zitronenöl, Akazien-Honig, Olivenöl und diverse Kräutern, die allesamt von einem Tessiner Weingut stammen.

Sie bieten als erstes Fünf-Sterne-Hotel in der Schweiz, Ayurveda-­Kuren an. Wie kommt es?
Ich arbeitete schon sehr lange an diesem Konzept. Wir eröffneten im April das erste Ayurveda-Zentrum in Ascona. Meine Beweggründe sind schon fast egoistisch: Ich stecke in der gleichen Lebenssituation wie viele unserer Gäste. Der Druck hinterlässt Spuren, dies beginnt bereits in der Schule. Es geht um Achtsamkeit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen, mehr Leistung und um Better-Aging. Verbesserung und Ausgleich ist das Ziel. Das ­Atlantis by Giardino, das Giardino Ascona und das Giardino Mountain haben die besten Voraussetzungen – bezüglich Infrastruktur – für Küche, Therapien und Yoga, Pilates Meditation und Sport.

Weitere Informationen:
www.giardino.ch

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