Seit Anfang Juli gilt in Deutschland und anderen EU-Staaten ein Verbot von bestimmten Einmal-Plastikprodukten. Trotz vieler Ausnahmen werden diverse Kunststoffprodukte wie Besteck und Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Wattestäbchen und Luftballonstäbe aus Plastik, völlig aus dem Handel verschwinden.
Plastik ist ein hervorragender und vielseitiger Werkstoff, der sich jedoch nur sehr schwer wieder beseitigen lässt. 320.000 Einweg-Becher für Kaffee werden in Deutschland pro Stunde verbraucht. Und zwölf Millionen Tonnen Kunststoff landen pro Jahr in den Ozeanen, das sind eine LKW-Ladung pro Minute.
Weltweites Plastikmüll-Problem
Der Massenkonsum und die schnelle Entsorgung von Plastikprodukten stellt die Menschheit vor ein grosses Problem: Was tun mit dem Plastikmüll?
Seit Beginn der Massenproduktion Anfang der 50er-Jahre wurden weltweit über 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff hergestellt. Bis heute ist aber noch kein Weg gefunden, damit so umzugehen, dass er keine Probleme verursacht.
Bisher wird Plastikabfall grösstenteils verbrannt. Bei dieser sogenannten thermischen Verwertung entstehen jedoch enorme Mengen an CO2 und giftigen Schlacken. Drei Kilogramm CO2 werden bei der Verbrennung von einem Kilogramm Plastik frei.
Plastikabfälle wieder in den Wertstoffkreislauf zurückführen
Cyrill Hugi, Gründer und Geschäftsführer der 2004 gegründeten ENESPA AG aus der Schweiz, hat vor fast zehn Jahren mit der Entwicklung eines Thermolyse-Verfahrens begonnen, um Plastikabfälle zu verölen und damit wieder dem Wertstoffkreislauf zuzuführen. Das entwickelte Verfahren ist im Prinzip nicht neu und basiert auf der sogenannten Pyrolyse: Vorsortierte und kleingehäckselte Plastikabfälle werden unter Sauerstoffausschluss auf circa 450 Grad erhitzt. Dabei werden die Kohlenstoffverbindungen gecrackt und der Feststoff in eine Gasphase überführt. Bei der anschliessenden Destillation kondensiert das Gas in eine flüssige Phase und man erhält ein schwefelarmes Paraffinöl. CO2-neutral werden so aus 1000 Kilogramm Plastikabfall circa 1000 Liter (890 Kilogramm) Paraffinöl, das problemlos als Ersatz für herkömmliches Rohöl verwendet werden kann. Aus den entstehenden Restgasen (fünf bis 15 Prozent) wird Strom produziert, der für den Betrieb der Anlage genutzt wird. ENESPA ist es gelungen ein wirtschaftlich arbeitendes Entsorgungssystem zu entwickeln und durch chemisches Recycling, Kunststoffabfälle wieder in Rohstoffe für die Industrie umzuwandeln. Mittlerweile gibt es eine Kooperation mit dem Anlagenbauer Biofabrik Technologies GmbH aus Dresden wobei ENESPA sich auf Projektierung, Betrieb und Management der Recyclinganlagen und den Vertrieb des Paraffinöls konzentriert. Sowohl die Lieferung von Plastikmüll zur Verarbeitung als auch der Verkauf des Paraffinöls an eine der grössten Raffinerien ist gesichert.
Vorteile kleiner, dezentraler Anlagen
Die Recyclinganlagen werden modular in 40-Fuss Containern verbaut. Damit kann die Kapazität schrittweise erweitert werden. Je mehr Module gemeinsam in Betrieb sind, desto höher ist die Ausfallsicherheit und umso geringer die Kosten. Durch die modulare Bauweise lässt sich die Anlage problemlos aufbauen und beliebig erweitern. So sind Anlagen auch direkt beim Rohstofflieferanten oder beim Paraffinöl-Abnehmer denkbar.
Jetzt ziehen grosse Konzerne nach
Nach dem gleichen Prinzip wie die ENESPA AG hat das norwegische Unternehmen Quantafuel in Dänemark eine grosse Anlage zur Erzeugung von Pyrolyseöl errichtet. Der Ludwigshafener Chemiegigant BASF möchte zukünftig pro Jahr 15 Millionen Liter dieses, mittels Thermolyse erzeugten Öls beziehen, um daraus Chemikalien und reines Granulat für Kunststoffe zu produzieren. Und das ist erst der Anfang. Die Norweger planen bereits eine mehr als zehnmal grössere Anlage mit einer Jahreskapazität von 250. 000 Tonnen Kunststoffmüll, die rund 190 Millionen Liter Öl liefern wird.
Wertvoller Kunststoffabfall – boomende Recyclingwirtschaft
Das oben genannte Beispiel zeigt das grosse Potenzial, das im chemischen Recycling von Kunststoffabfällen liegt. Diese Technologie macht es möglich, Plastikabfall als Rohstoff zu verwenden und so die auf fossilem Erdöl basierende Plastikproduktion zu reduzieren. Das spart Ressourcen und vermeidet CO2-Emissionen. Zum Schutz der Umwelt ist neben der Plastikvermeidung das effiziente Recyceln von Kunststoff unumgänglich. Ökologische und ökonomische Gründe sprechen dafür, dass Recyclingunternehmen zu einer zukunftsträchtigen Branche mit steigenden Umsätzen gehören.
Nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll investieren
Die ENESPA AG generiert ihre Gewinne zum einen durch die Entsorgungsgebühren für den Plastikmüll und zum anderen durch den Paraffinölverkauf. Das Unternehmen ist im Wachstum begriffen und bietet Anlegern die Möglichkeit sich mit Aktien oder Obligationen daran zu beteiligen.