Top-Manager fliegen – in Flugzeugen des in Erlenbach am Zürichsee aufgewachsenen Vistajet-Besitzers Thomas Flohr. Der Unternehmer hat die Geschäftsreise-Fliegerei disruptiert.

Die Businessjets des Zürchers Thomas Flohr waren auch während der Pandemie ständig in der Luft. Der 61-jährige Besitzer von VistaJet hatte beim Ausbruch der Corona-Pandemie entschieden: «Wir werden alle unsere Angestellten behalten und wir werden unsere Flugzeuge nicht am Boden lassen. Rückblickend war das die richtige Entscheidung.» Flohr hatte in den Monaten vor Corona massiv investiert. Exakt 43 neue Flugzeuge vergrösserten die VistaJet-Flotte auf 115 silberrote Jets, die Passagiere auch via App buchen können. Thomas Flohr sagt: «Es war ein aussergewöhnlicher Start ins Jahr 2021 für Vista, und wir machen in allen Teilen der Welt entscheidende Fortschritte beim Ausbau unserer Position als globaler Pionier in der Business-Aviation-Branche. Vista hat in der ersten Jahreshälfte bei allen Kennzahlen einen Rekord erzielt und verzeichnet eine enorme Nachfrage nach unseren Abonnement- und On-Demand-Angeboten. Der Nachfrageschub zeigt, dass Private Aviation die entscheidende Mobilitätslösung ist, da plötzliche lokale Beschränkungen weiterhin zu Unsicherheiten für kommerzielle Flieger führen.» Die Gruppe verzeichnete im Jahresvergleich einen Anstieg der weltweiten Flugstunden bei allen operativen Unternehmen um 67 Prozent. Dieser Trend beschleunigte sich im zweiten Quartal 2021, als Vista einen Nachfrageschub über die Zeit vor der Pandemie hinaus verzeichnete.

Wirtschaft ist und bleibt global

Inzwischen hat VistaJet wieder 85 Prozent des Vor-Corona-Verkehrsaufkommens erreicht. «Unternehmer und die Geschäftsreisen der C-Suite haben wieder zugenommen», so Flohr. «Sie müssen dahin, wo attraktive Geschäfte zu machen sind. Die Wirtschaft ist und bleibt global, egal was die Leute erzählen.» Geschäftsreisen mit Privatjets bieten nun noch mehr Vorteile als zuvor: Zur Flexibilität komme die viel grössere soziale Distanz in Privatjets im Vergleich zu grossen Passagierflugzeugen hinzu.

Während eines gewöhnlichen Fluges habe ein Passagier mehr als 700 Berührungspunkte, in Privatjets seien es etwas mehr 20, so Flohr. «Die Fluggäste wollen eine Kabine mit Leuten teilen, die sie kennen. Es ist egal, ob das in der Ersten Klasse, in der Businessklasse oder in der Economy ist.»

Genau auf dieses Abenteuer vorbereitet

Eher zufällig wurde Flohr Privatjet-Tycoon. Denn eigentlich ist er ein zurückgezogener Typ, der die Natur geniesst. Wenn er nicht eben durch die Welt jettet, um neue Kunden zu gewinnen, verbringt der Sohn einer deutschen Mutter und eines Schweizer Vaters seine Zeit gerne in seinem Haus und in der Natur in der Schweiz. Als Volkswirt – er studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München – leuchtete ihm der Aufstieg der grossen Schwellenländer Brasilien, Russland, China und Indien mit allen Konsequenzen für die Weltwirtschaft früher ein als vielen anderen. Flohr wechselte in die Finanzbranche, verdiente sich dort 20 Jahre lang seine Sporen und erwirtschaftete nebenher das Startkapital für VistaJet. Einst wollte er Pilot werden – und 2003 kaufte er sich seinen ersten eigenen Privatjet. Dieser wurde im engeren Bekanntenkreis so gut genutzt, dass Flohr kurz darauf noch ein Flugzeug kaufte und dann noch eins. Als Vielgeschäftsreisender erkannte er damals den Mangel an einem konsistenten und hochwertigen Produkt. Wer flexibel und viel unterwegs war, musste entweder einen eigenen Jet besitzen oder war auf das Chartern mit grossen Schwankungen an Service- und Flugzeugstandards angewiesen. So entwickelte Thomas Flohr seine Vision und gründete im Jahr 2004 VistaJet mit einem flexiblen Mitgliedschafts- und Flugstundenprogramm. Seit der Gründung hat sich einiges getan: Der passionierte Rennfahrer begann damals mit zwei Jets und verwandelte sein Start-up über die Jahre in das führende globale Luftfahrtunternehmen Vista – mit 2000 Mitarbeitern in 20 Büros auf der ganzen Welt und über 170 Jets, die alle Kontinente miteinander verbinden.

 

Warum sollte man dafür fünf Millionen ausgeben?

Anstatt – wie andere Anbieter – den Kunden einen Anteil am Flugzeug zu verkaufen, offeriert er seiner Klientel ein Konto, das sie mit Flugstunden füllen können. «Um von A nach B zu fliegen, muss man doch nicht ein Stück eines Flugzeugs kaufen», ereifert sich Flohr. «Das ist Blödsinn. Warum sollte man dafür fünf Millionen Dollar ausgeben? Kaufe einfach die ersten 50 Flugstunden. Auf dieser Basis haben wir das Unternehmen aufgebaut.» Während ein Privatjet durchschnittlich auf 250 Flugstunden im Jahr kommt, sind Flohrs Jets viel näher an den 4000 Flugstunden, die Passagierflugzeuge im Laufe eines Jahres in der Luft sind. Mit seinem Geschäftsmodell à la Sharing Economy verringert Flohr auch die Anzahl der Leerflüge. Entweder besitzt VistaJet das Flugzeug und verkauft Flugstunden an die Mitglieder. Oder ein Kunde besitzt das Flugzeug und VistaJet garantiert eine monatliche Rückzahlung.

Reisebudgets werden angepasst

Flohr verneint nicht, dass diese Art der Fliegerei sehr teuer ist – 10’000 Dollar pro Flugstunde – aber er ist überzeugt, dass seine Klientel die Vorzüge mehr denn je zu schätzen weiss. «Ich glaube, die Reisebudgets werden nun angepasst», sagte er. Vielleicht werde auch weniger geflogen. Doch wenn dies geschehe, dann wollten die Kunden sichergehen, dass sie die Vorzüge eine Privatjets hätten. Zurzeit bleibt den globalen Geschäftsnomaden vielfach nur die Privatjet-Wahl. Viele Flugrouten liegen still, da sie für die Airlines momentan nicht profitabel seien. Eine Erholung sieht Flohr nicht. «Den Airlines geht es wahrscheinlich besser, wenn sie ihre Flugzeuge am Boden behalten, als wenn sie mit einer Auslastung von nur 30 Prozent fliegen.»

Verpflichtung zur Klimaneutralität, mehr als nur CO2-Ausgleich

Flugreisen stehen immer wieder im Mittelpunkt der weltweiten Klimadebatte. Es gibt unterschiedliche Nachhaltigkeitsprogramme und -ziele. Doch vor allem eine Möglichkeit wird den Kunden von fast allen Airlines angeboten: CO2-Ausgleichsprogramme. Es sollten jedoch alle Wege zu mehr Nachhaltigkeit verfolgt werden. Dieser Meinung ist auch Flohr: «Bei VistaJet und in unserer gesamten Gruppe Vista Global sind wir bestrebt, die Luftfahrt besser zu machen. Heute bedeutet das, dass wir die Art und Weise, wie wir arbeiten, ändern müssen – nicht nur für unsere Kunden, sondern für die gesamte globale Gemeinschaft. Die Branche als Ganzes muss sich engagieren, um den Klimawandel und seine Auswirkungen schon heute zu bekämpfen — es ist das Richtige, und wir alle müssen jetzt handeln.»

Ganz konkret bedeutet das, dass sich VistaJet dazu verpflichtet hat, bis 2025 das erste klimaneutrale Unternehmen der Geschäftsluftfahrt zu werden — 25 Jahre vor den aktuellen Branchenzielen.

Eine typische Reise bringt einen Geschäftsmann direkt von Ghana nach Sibirien – eine Reise, die mit Linienflugzeugen Tage dauert. Inzwischen hat VistaJet seine Beziehungen und sein Know-how in Afrika so gut ausgebaut, dass sogar amerikanische Grosskonzerne mit eigener Flugzeugflotte ihre Flüge nach Afrika an VistaJet outsourcen.

www.vistajet.com

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