Die Primework AG ist mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der grösseren Player im Stellenvermittlungsmarkt. Igor Bilic, Gründer, Inhaber und CEO der Primework AG, bezieht zu den Themen Stellenvermittlung jetzt und in Zukunft, zu Spurcing sowie Digitalisierung position. Zudem beantwortet er die Frage, warum ein Computer niemals das Bauchgefühl ersetzen wird.

Man spürt schon bei der Anmeldung die Aufmerksamkeit, die persönliche und zuvorkommende Atmosphäre am Primework-Empfangsdesk in Zürich-Altstetten. Bevor wir das Interview mit Igor Bilic starten, bringt ein Primework-Mitarbeiter den Sitzungstisch auf Hochglanz. Im Laufe des Gesprächs kristallisiert sich heraus, dass diese Handlung symbolisch für die Philosophie und Arbeitsweise der Primework AG und seines Zugpferdes Igor Bilic steht: nichts wird dem Zufall überlassen – saubere, perfekte Arbeit, durch Authenzität, Professionalität, Zielstrebigkeit.

Igor Bilic, Sie haben Ihr Unternehmen am 1. April 2006 gegründet, einem Datum, wo andere ihre Mitmenschen durch erfundene oder verfälschte Geschichten hereinlegen. War Primework somit eher durch eine Laune entstanden oder hatten Sie einen Plan?
Igor Bilic: Ich bin ein Mensch, welcher Wert auf Struktur und Symbolik legt. Der 1. April erschien mir und meinem Partner dannzumal ideal, auch dass wir mit der Zahl 1, welche bekanntlich immer am Anfang steht, starten. Der Name Primework hat mit der 1 zu tun – und entstand aus Komponenten der Numerologie. Wir starteten zu zweit an der Dienerstrasse, mitten im pulsierenden Langstrasse-Quartier in Zürich 4, im Herzen von Zürich. Bis 2011 wurden drei Filialen in Zürich und eine in Aarau eröffnet. 2016 lancierte ich das Modell All-in-One: Die Primework AG konzentriert sich als Unternehmen auf den Standort Zürich-Altstetten – dieses Modell hat sich sehr schnell bewährt, trägt zu einer einheitlichen Unternehmenskultur bei. Und kürzere Wege im Team bedeuten schnellere Entscheidungen.

Sie sind heute als Kopf einer Firma mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einem hart umkämpften Markt erfolgreich. Woher kommen Motivation und Ehrgeiz, ein solches Unternehmen aufzubauen?
Ich komme aus einer Familie, welche das Unternehmertum im Blut hat – schon mein Grossvater war selbstständig. Ich bin 1980 als Kroate in Chur geboren, mit meinen Eltern nach Zürich gezogen, wo mein Vater als Geschäftsleiter eines Reinigungsinstituts tätig ist. Dass man mit Motivation und Ehrgeiz etwas erreichen kann, habe ich schon in jungen Jahren gespürt und bewiesen. Ich hatte es bis ins Nachwuchs-Kader des FC Zürich geschafft. Meine Position war linkes Mittelfeld.1997 beendete ein Bandscheibenvorfall abrupt meine Fussballerkarriere. Trotzdem hat der Sport meine Persönlichkeit geprägt. 1998 machte ich den Lehrabschluss bei der Zürich Versicherungsgesellschaft, heute Zurich Insurance Group. Zahlen waren schon immer mein Ding – nach der Lehre war ich für die State Street Corporation, ein amerikanisches Finanzdienstleistungsunternehmen in London. Dort managte ich im Portofolio Kunden im zweistelligen Milliardenbereich. Aber so gross sind wir mit Primework noch nicht (lacht). Der Ansporn zur Selbstständigkeit war sicher, dass ich meinen Lohn selber gestalten kann.

Aber Geld ist nicht alles. Der Ansporn zur Selbstständigkeit ist und bleibt nicht reich zu werden, sondern eine Legende: Zurückzuschauen und das Gefühl zu haben dass man etwas der Menschheit zurückgegeben hat womit sie

Einen kleinen Teil ihres täglichen Bedarf erfüllen kann. Ich will zurückschauen können mit dem Gefühl, dass ich die Menschen weitergebracht habe, etwas entwickle, womit sie ihren täglichen Bedarf erfüllen und in der Lage sind, ihr eigenes Leben besser und aktiver zu gestalten.

Worauf beruhen Philosophie und Erfolgsgeheimnis der Primework AG?
Da habe ich mich schon immer an Warren Buffett orientiert, dem US-amerikanischen Grossinvestor, Unternehmer und Mäzen: «Disziplin, Disziplin, Disziplin!» Für mich beruht ein Unternehmenserfolg in erster Linie auf Disziplin, dass man sein Ziel nie aus den Augen verliert. Mit Ausdauer und Teamspirit, den Komponenten, welche auch im Mannschaftssport entscheiden. Und die wir bei Primework konsequent verfolgen: Wir sind in einem kompetitiven Markt – da zähle ich auf ein Team, welches mitzieht, keine Nine-to-five-Mitarbeiter. Das Zeitalter von «Stelleninserat aufschalten und warten» ist längst vorbei. Bei Primework arbeitet mein Haus proaktiv, mit höchstmöglicher Verantwortung und Selbstverantwortung. Entsprechend werden Einsatz und Erfolg auch honoriert. Seit 2011 sind wir an drei Standorten in Zürich und einer in Aarau präsent. Seit 2016 wurde das Unternehmensmodell All In One umgesetzt.

Die idealen Kandidatinnen und Kandidaten im Stellenmarkt – wo und wie finden Sie diese?
Der Inhalt einer Stellenanzeige ist nach wie vor ein wichtiger Faktor, wie wir Job und Arbeitgeber anpreisen, welche Skills verlangt und geboten werden. Die richtig guten Talente sind On-Job, in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis. Und doch gibt es immer realistische Chancen, jemanden zum Stellenwechsel zu bewegen. Wir leben in einer schnellen Zeit, und viele Arbeitnehmer haben keine starke Bindung zum Arbeitgeber, selbst wenn sie ihren Job exzellent machen. Da gibt es also einen verhältnismässig hohen Prozentsatz, der wechselwillig ist. Und diese Kandidaten müssen wir für Primework, für unsere Kunden auf Arbeitgeber-Seite gewinnen. Deshalb wird für erfolgreiches Business der proaktive Bereich, die Akquise, immer entscheidender, dass wir mit den richtigen Argumenten die richtigen Kandidaten an die richtige Stelle vermitteln – für einen Job begeistern. Ebenso entscheidend ist die richtige Betreuung der Key Accounts; Professionalität auf dem Gebiet der Kunden. Will ein Unternehmen erstklassige Mitarbeiter, benötigen sie erstklassiges Recruiting. Viele Kunden vertrauen uns den gesamten Prozess der Stellenvermittlung an. Das heisst, wir handeln bis ins letzte Detail die Konditionen aus, machen die Verträge – im Temporär- wie im Fixstellenbereich.

Die Digitalisierung hat längst auch den Stellenmarkt erreicht. Was hat sie bewirkt und verändert?
Die Social-Media-Giganten dringen in den Stellenmarkt, lancieren Jobs auf ihren Portalen. Einen Kandidaten oder eine Kandidatin mittels Suchmaschinen oder Talentpools aus den sozialen Medien zu identifizieren, ist heutzutage mit der richtigen Technologie und geschickter Anwendung kein Ding der Unmöglichkeit. Doch dies alleine genügt nicht. Primework steht für das Suchen, Finden und Begeistern von Talenten und potenziellen Kandidaten. Jeder dieser einzelnen Prozessschritte benötigt spezifisches Know-how und Erfahrung. Es geht darum, die richtige Ansprache für Kandidaten und Kunden zu finden, mit Empathie, Akribie, Kenntnis und Gefühl für den Stellenmarkt. Da heben wir uns klar gegenüber vielen unqualifizierten Anbietern und Dienstleistern ab, welche auf das vermeintlich schnelle Geld spekulieren. Diese versuchen, mit dem Giesskannenprinzip Kandidaten anzulocken, gehen aber nicht individuell auf die potenziellen Kandidaten zu.

Wie proaktiv soll sich ein Unternehmen auf der Stellensuche verhalten?
Oft sind die ausgeschriebenen Stellenprofile im Markt nicht kompatibel mit der Realität am Arbeitsmarkt. Das bezieht sich auch auf die Angebote seitens des Kunden: Ein Digitalspezialist beispielsweise wird nie eine auf zwölf Monate befristete Stelle annehmen. Und dann fallen die Unternehmen beim Sourcing mit der Tür ins Haus. Dieses Instrument ist nicht für die unmittelbare Stellenbesetzung geeignet, sondern es gilt Vertrauen und einen Talentpool zu schaffen, um Beziehungspflege. Wir haben festgestellt, dass fast die Hälfte der umschwärmtesten Talente durch penetrantes Sourcing genervt ist. Die Anfragen passen nicht auf ihr Profil, ihre Wünsche und Interessen, haben oft keinen Bezug zum Profil. Mit dem Resultat, dass sich Kandidaten aus den entsprechenden Netzwerken zurückziehen. Weiter führt Sourcing alleine nicht zum Erfolg. Es ist das Gesamtpaket der einzelnen Massnahmen, die Erfahrung, das Beziehungsnetzwerk, das Ziel, die bestmögliche massgeschneiderte Job-Lösung zu finden – darum lautet das Primework-Credo auch «Your job is my job».

Welche Kandidaten-Skills sind heutzutage matchentscheidend bei der Stellensuche?
Eine gute Ausbildung und stetige Weiterbildung/Entwicklung sind nach wie vor hoch im Kurs. Erfahrung, Kontinuität und Konstanz im Lebenslauf kommen dazu. Eine gepflegte Erscheinung und offene Persönlichkeit ist auch heute wichtig. Nach wie vor sind das Skills, die man nicht anhand eines Computer-PDFs wirklich beurteilen kann – deshalb bringen wir von Primework die Leute an den Tisch. Es ist ein People’s Business, nichts geht über ein persönliches Gespräch – nur so kann man sich auch auf Bauchgefühl verlassen, nach wie vor einer der matchentscheidenden Punkte bei der Vermittlung. Das wird ein Computer alleine nicht schaffen, jetzt und in Zukunft. Trotzdem ist die künstliche Intelligenz auch bei uns im Anmarsch. Wir beschäftigen uns intensiv mit neuen innovativen Technologien. Sie werden die Kompatibilität von Kandidat und Job in eine neue Dimension versetzen, so viel kann ich dazu schon jetzt sagen. Wir werden auch auf der digitalen Ebene unsere Marktposition ausbauen und den Vorsprung auf die Mitbewerber massgeblich vergrössern. Das ist mein Anspruch, an dem man mich messen kann.

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