Es ist kein Geheimnis, dass im (Arbeits-)Alltag die körperliche Fitness auch im mentalen Bereich hilfreich ist und leistungsunterstützend in jedem Tätigkeitsbereich wirkt. Für viele ist der Weg zum Gym beziehungsweise ins Studio eine zusätzliche, unterstützende Motivation, regelmässig etwas für die eigene Fitness zu tun. Nun ist dies jedoch aufgrund der Covid-19-Pandemie nur eingeschränkt möglich. Sich im (Home) Office, zu Hause oder ganz einfach individuell fit zu halten, ist zudem nicht allen möglich.
Internationale Studien mit 115 Millionen Studiobesucherinnen und -besuchern zeigen zwar, dass die durchschnittliche Infektionsrate in Fitnessstudios mit einem funktionierenden und rigiden Covid- Sicherheitskonzept bei gerade einmal 1.12 pro 100’000 Besuche liegt (Quellen: Branchenverbände, King Juan Carlos University und AWRC der Sheffield Hallam University). Dennoch mussten die Gyms und Fitnesscenter erneut ihren Lockdown verlängern.
Das war und ist auch jetzt noch für die Studios auch eine herausfordernde Situation bezüglich der Kundenbindung und für Mitglieder müssen Überbrückungslösungen gefunden werden. Denn Home Office kann träge machen, wenn man nicht in den Flow des Alltags eintauchen kann. Doch es gibt einige Möglichkeiten, sich auch während der Pandemie körperlich zu betätigen. Gerade in diesen Zeiten sollten wir darauf achten, uns weiterhin ausreichend zu bewegen. Dadurch werden die Abwehrkräfte gestärkt, Bewegung bringt Herz und Kreislauf in Schwung, Stress kann abgebaut werden – und man tut etwas
für das psychische Wohlbefinden.
Die Herausforderung: Kundenbindung halten, Motivation fördern
Miriam Kunz, Trainerin und Gesundheitsmanagerin bei der GYYM Health & Fitness AG (im Stücki Park Basel): «Wenn die eigenen vier Wände zum Arbeitsplatz, zum Fitnessstudio und zum Rückzugsort werden, kann dies schnell mal in einem Teufelskreis enden. Man arbeitet vielleicht vom Esstisch aus, hat eine schlechte Haltung und sehr wenig Bewegung. Dies führt zu Haltungsschäden, auch zu langfristigen. Man bekommt vor allem Schmerzen im Rücken und im Kopf, was sogar zu Migräne führen kann. Das Gefühl, eingesperrt zu sein, mit meist unzureichender Beleuchtung in den Räumen, führt zu schlechter Stimmung und man ist oft aggressiv und fühlt sich unwohl.» Miriam Kunz stellt auch fest, dass durch eine neue, ungesunde Routine oft Verdauungsbeschwerden auftreten. Diese ganzen Aspekte führen zu einem Unwohlsein. Man sei müde, verspüre zudem auch generelle Angst, die mit der Zukunft und dem Job zusammenhängen. «In schwierigen Fällen führt das alles sogar zu einer Depression», sagt die Gesundheitsmanagerin. «Ausserdem führt zu wenig Bewegung dazu, dass man gerne mal nebenher isst, was sich schlussendlich auf der Waage und beim Blick in den Spiegel bemerkbar macht.» Es gebe jedoch viele, die vor dem Lockdown hart trainiert und sehr auf ihre Ernährung geachtet haben. «Diese Personen waren oftmals vier bis sechs Mal pro Woche bei uns im Training. Diese müssen jetzt starke Nerven zeigen, weil sie merken, dass viele ihrer Bemühungen vielleicht umsonst waren, da sie ihre Ziele durch die Unterbrechung einer Trainingsstrategie nicht erreicht haben. Oder sie müssen nach dem Lockdown wieder von vorne anfangen, was allenfalls zu Frustration und Demotivation führt. Da sind wir wieder beim Thema Teufelskreis. Viele verlieren auch den Glauben an sich und
das Selbstvertrauen geht verloren.»
Nützliche Expertentipps
Deswegen empfiehlt die Expertin Miriam Kunz, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, einen geordneten Tagesablauf zu planen – mit fixen Zeiten, in welchen man sich bewegt – und mit Zeitfenstern zur Nahrungsaufnahme. Hier sei es wichtig, dass man Arbeit und Freizeit trenne: «Während das Fitnessstudio geschlossen hat, sollte man sich trotzdem bewegen. Wir sagen unseren Mitgliedern, dass sie – auch bei Wind und Wetter – jeden Tag mindestens zehn Minuten rausgehen sollen zum Laufen. Da kann man auch mal buchstäblich den Kopf lüften. Dann empfehlen wir zwei bis drei Mal die Woche Sport. Einige gehen gerne zum Joggen oder machen einen Vita Parcours. Andere trainieren eher in geschlossenen Räumen. Falls man nicht der Typ für so etwas ist, dann sollte man wenigstens einen grossen Spaziergang von mindestens einer Stunde machen.» Es existieren aber auch daheim genügend umsetzbare Möglichkeiten. Dazu braucht es nicht
die Ausstattung eines Sportstudios. Man habe ein wunderbares Sportgerät immer dabei: das eigene Körpergewicht. Miriam Kunz hat zudem noch weitere Motivationstipps: «Wir bieten Homework auf unseren YouTube- und Instagram-Webseiten an. Dort gibt es die verschiedensten Workouts, wie beispielsweise mit viel Power oder entspannenden Sachen.
Wir bieten diverse Challenges, bei denen jeder mitmachen kann. Der Vorteil an diesen Challenges ist, dass man jeden Tag daran arbeiten kann und man eine Aufgabe hat. Man hat kleine Erfolgserlebnisse, die den Tag viel schöner machen, und hat gleichzeitig noch was für seinen Körper getan, ohne sich dafür grossartig überwinden zu müssen.» Was Experten wie das Team der GYYM Health & Fitness AG auch empfehlen, sind zwei bis
drei Mal die Woche das Ausführen «klassischer Übungen» wie Liegestütze, Unterarmstütze (engl. planks), Kniebeugen, Ausfallschritte, – und falls man keinen Nachbarn unter sich hat – Seilspringen und Rückengymnastik. «Ganz wichtig ist bei alledem, die Dehnübungen nicht zu vergessen und diese richtig auszuführen. Denn dies ist sehr wichtig für die
Gelenke. Man sollte sich bei alledem nicht zu grosse Ziele setzen und Schritt für Schritt die Kadenzen und Schwierigkeitsgrade erhöhen. Bei der Ernährung ist es wichtig, dass man regelmässige Mahlzeiten zu sich nimmt. Wenn möglich, sollte man die Zunahme von Snacks minimieren. Was wir sehr empfehlen, ist mit aktuellem Wintergemüse selbst zu kochen und man sollte den Zucker reduzieren.» Einen letzten Tipp von Miriam Kunz: «Damit man Arbeit und Freizeit besser trennen kann, empfehlen wir, die Kleidung entsprechend anzupassen: Smart Casual im Home Office, Home-Wohlfühloutfit nach dem Feierabend und das Lieblingssportoutfit beim Workout. Am besten jenes, das man auch im Fitnessstudio anziehen würde.»