In der Schweiz hat sich in den letzten Jahren ein sehr aktives und vielfältiges Start-up-Ökosystem entwickelt. 2021 wurden zum ersten Mal über drei Milliarden Franken in Schweizer Start-ups investiert. Dies ist im europäischen Vergleich zwar immer noch relativ wenig – die aktuellen Entwicklungen deuten jedoch darauf hin, dass auch die nächsten Jahre sehr erfolgreich sein werden.

«Geschäftsführer»: Herr Meister, wie steht die Start-up- Szene in Zürich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern da?
Max Meister: Zürich als Stadt ist besonders hervorzuheben. Die Rahmenbedingungen sind enorm gut, was sich auch darin manifestiert, dass in der Schweiz keine andere Stadt so viele erfolgreiche Start-ups hervorbringen konnte. Dies liegt auch an den Universitäten, was übrigens auch Google und Meta (also Facebook) dazu bewogen hat, hier Geschäftssitze zu eröffnen.

Im Vergleich zu den USA?
Die USA ist uns noch immer weit voraus. Der grösste Unterschied liegt in der Gründerkultur. In den USA ist es kein Problem, wenn man gescheitert ist. Man wird ermutigt, es nochmals zu probieren. Dies ist in Schweiz leider (noch) nicht der Fall, was für ein nachhaltiges Start-up-Ökosystem nicht förderlich ist.

Was sind die Trends?
Kurzfristig sehen wir viel Potenzial in den Bereichen Nachhaltigkeit, Web3 (Blockchain), PropTech (Real Estate), SaaS-Lösungen für B2B- Anwendungen, künstliche Intelligenz, Robotik, Food Tech (zum Beispiel Fleischersatz) und in innovativen Logistik-Lösungen wie Blitzlieferdiensten.

Und mittelfristig?
Da gibt es spannende Entwicklungen in den Bereichen virtuelle Welten (Metaverse), Health Tech (Anwendungen im Bereich Gesundheit) sowie Nuclear Tech.

Wo geht die Reise in einem, drei und fünf Jahren hin?
Lenin hat mal gesagt: «Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert; und Wochen, in denen Jahrzehnte passieren.» Dieses Zitat passt sehr gut zu den aktuellen Entwicklungen in der Wirtschaft und insbesondere zu Technologie-Innovationen. Insofern ist eine zeitliche Eingrenzung enorm schwierig. Sicher ist: Die Welt wird sich in den nächsten Jahren sehr stark verändern. Mit Covid haben wir gesehen, wie verwundbar einerseits und abhängig von Technologie anderseits die Menschheit ist. Diese Ausgangslage bietet für Start-ups sehr viele Möglichkeiten.

Was machen die Schweizer / -innen gut?
Sie sind sehr gute Innovatoren, Konzepter, Forscher, Entwickler und Gestalter.

Wo könnten sie sich verbessern?
Sie sind häufig schlechte Verkäufer und Kommunikatoren. Und es fehlt manchmal der Mut zur Veränderung. In den USA, aber auch in Deutschland wird mit viel mehr Eloquenz und Überzeugungskraft verkauft.

Sie starteten selbst mit Start-ups. Was ist der Reiz daran? Was macht einen erfolgreichen Gründer aus?
Ich bin in einer Unternehmerfamilie gross geworden, Gründen wurde mir also quasi in die Wiege gelegt. Der Reiz, selbstständig zu sein, kann mannigfaltig sein. Ich fand es reizvoll, mein eigener Herr und Meister zu sein. Man sollte definitiv nicht gründen, um weniger zu arbeiten und mehr zu verdienen. Meistens ist es umgekehrt.

Ein erfolgreicher Gründer ist neugierig, verfügt über eine hohe Eigenmotivation, ist durchsetzungsstark, kommunikativ und verfügt über eine hohe Resilienz.

Ihre drei besten Tipps?
Mitgründer / -innen suchen – als Team ist man stärker! Investor / -innen ins Boot holen, die das Geschäft verstehen und Inputs geben können. Persönliche Freiräume schaffen für den Ausgleich – dies wird meistens unterschätzt.

 

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