Früher wurde Mode manuell entwickelt und heute virtuell, sogar am 3d-Avatar. Zahlreiche Fashionbrands gestalten und vertreiben einen grossen Anteil ihrer Kollektionen an den Grosshandel vom Computer direkt auf den Ladentisch. Das Berufsbild im Bereich Fashion hat sich verändert. An der Schweizerischen Textilfachschule stf werden die Prozesse erlernt.

Das Berufsbild im Bereich Fashion passt sich den Veränderungen der Textilbranche an. In die Fertigung werden nur noch die virtuellen Schnitt- und Design-Daten gesendet, das vorgängige Sampling oder Prototyping wird direkt am 3D-Avatar umgesetzt. «Das ist eine massive Einsparung der Ressourcen wie Zeit und Geld im Entwicklungsprozess von Bekleidung», sagt Sonja Amport, die Direktorin der Schweizerischen Textilfachschule in Zürich. Viele Brands vertreiben ihre Kollektionen an den Grosshandel nur noch virtuell.

Das Fashionbusiness werde durch und durch digital. Hier liegen grossartige Zukunftschancen, nämlich in der modernen, digitalen Umsetzung der Schneiderei. Sonja Amport spielt auf die Fähigkeiten junger Berufsfachleute an, die sich in den neusten Technologien auskennen und dies von Grund auf erlernt haben. Sie sind es, die die Zukunft von Fashion und Textil nachhaltig prägen werden.

NEUE JOBS SCHAFFEN
Sonja Amport weiss: «Die Schweizer Textil- und Bekleidungsfirmen sind generell im Umbruch.» Auch sie richten sich, wie alle Branchen auf die Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit aus. Gemäss der
Studie «The Skilling Challenge» von Ashoka & McKinsey & Company sind 65 Prozent aller Aktivitäten, die derzeit von Menschen getätigt werden, durch Automation ersetzbar.

Manche Arbeitsstellen braucht es nicht mehr, viele neue werden jedoch geschaffen. Die Herausforderung bestehe darin, die Lücke der «alten» und «neuen» Jobanforderungen in der notwendigen Geschwindigkeit zu schliessen. Noch besser ist: Mitarbeitende rasch auf die «neuen, digitalen und unbekannten Herausforderungen» zu schulen.


LEBENSLANGES LERNEN
«Upskilling, digital und meta skilling» sind die Zauberworte der Zukunft, sagt die Studie. Mitarbeiter werden in den neuen Zukunftskompetenzen gefördert. Dabei steht nicht nur digitales Fachwissen wie beispielsweise die Entwicklung von Applikationen, die Optimierung von Online-Suchmaschinen oder die Anwendung digitaler Technologien im Fokus.
Im Bereich Meta Skilling geht es um das lebenslange Lernen sowie persönliche Stärken, Talente und Innovationskenntnisse in den Vordergrund zu rücken.

Kreativität, innovatives Handeln, Problemlösungstechniken oder auch Projektmanagementkompetenzen sind wichtige Basiselemente, die jeder Mitarbeitende mitbringen und insbesondere weiterentwickeln sollte.

DIE STF IST GERÜSTET
«In der Praxis haben Firmen zwar erkannt, dass sie ihre Mitarbeitenden früh auf die kommende Situation umschulen müssen. Doch es gibt noch Potenzial, die Trainingsprogramme in Bezug auf die Digitalisierung umzustellen», sagt Sonja Amport. Meistens betreffen die Upskilling-Angebote die Inhalte in der Stellenbeschreibung. Schulung sollte jedoch viel weiter in die Zukunft zielen und zukünftige Kompetenzen abbilden, damit Mitarbeiter nicht nur für ein, sondern für mehrere Jahre gewappnet sind.

Diesen Veränderungen kommt das Bildungsinstitut STF nach. «Die Bildung muss den Entwicklungen rund um die Digitalisierung möglichst vorausgehen», so Sonja Amport. Die STF als Kompetenz- und Innovations-Zentrum der Textilbranche, wird zukünftig in allen ihren Ausbildungsangeboten auf diese digitale Entwicklung innerhalb der textilen Wertschöpfungskette fokussieren und mit innovativen Lernformen Studierende aller Fachrichtungen und jeden Alters in die Digitalisierung führen.

INNOVATION INTELLIGENTE TEXTILIEN
So auch in der Textiltechnik, wo bereits jetzt ein grosses Innovationsfeld rund um smarte und funktionelle Textilien besteht. Im Gesundheitsbereich oder im Sportsektor liefern Biosensoren in Geweben Daten für unterschiedliche Funktionen. Textilien ausgerüstet mit Kameras werden zur Überwachung eingesetzt und verhindern Unfälle. Die Gaming- und Unterhaltungsindustrie nutzen in Handschuhen Sensoren und weitere Lösungen, die dem Nutzer ein neues Spielgefühl vermitteln. Oder ein weiteres gutes Beispiel ist auch die Innovation der Kuny AG in Küttigen: Trendige Satinbänder werden mit der neuesten RAIN RFID und NFC Technologie versehen. Die eingewobene Antenne in Verbindung mit dem Chip-Modul vernetzt textile Materialien mit dem Internet of Things (IoT). Und das wiederum ermöglicht beispielsweise beim Einsatz in Bekleidung, die volle Transparenz der Lieferkette, ein erhöhter Marken- oder Diebstahlschutz, Kundenkommunikation oder Warenbestandsführung in Echtzeit.
Zahlreiche Schweizer Textilunternehmen befassen sich mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz, Sensoren, funktionellen Lösungen und der Automation. Gemäss Amport kann sich in diesem Innovationsfeld die Schweizer Textilindustrie langfristig abheben. «Intelligente Textilien» seien heute Nische, morgen Masse.

ES BRAUCHT TEXTILEXPERTEN
Textil in Verbindung mit digitaler Technologie unter Berücksichtigung der nachhaltigen Ressourcennutzung liegt im Trend. Und hierfür braucht es zukünftig auch in diesem Bereich junge Textilspezialisten in Kombination mit digitalem Know-how. Personen, die gegenüber Automation, Softwareprogrammierung und Anwendung digitaler Werkzeuge offen sind, mit dem Big Data Management umgehen können und die Algorithmen verstehen. Es sind Personen, die Erfassungssysteme programmieren oder mit Artificial Intelligence-Lösungen die Lebenszyklen von textilen Produkten steuern können.
Gesucht sind offene Charaktere, die ein Verständnis für neue Technologien und Geschäftsmodelle mitbringen. Die bereit sind, in interdisziplinären Gruppen neuen Lösungen zu finden. Auch hier ist die STF an der Entwicklung eines zukunftsorientierten Bildungsangebotes, welches anlässlich des Professionals Days vom 1. Oktober 2019 im Volkshaus in Zürich vorgestellt wird.

VISION LAB
An der STF ist so einiges an Veränderung im Gange. Mit einem «LAB»-Charakter entwickelt sich die Schule zu einem vielseitigen Bildungsdienstleister. So sollen nebst ein- und mehrjährigen Ausbildungen zukünftig auch der umfangreiche Maschinenpark noch besser genutzt werden. Mit einem Incubator & Makerspace sowie einem Think Tank rund um Textil und Fashion wird sich die STF neu positionieren. Hinzu kommen Upskilling, Reskilling und Meta-Skilling-Angebote um auch bestehende Arbeitskräfte für die digitalen Herausforderungen der Zukunft «fit» zu machen.

WWW.STF.CH

 

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