Durch das Internet und die Regulierung der Banken hat sich der Immobilienmarkt in den letzten Jahren gewandelt. Für Immobilienmakler bringt das Vor- und Nachteile mit sich. Welche, erklärt Roger Ehrler, Inhaber der Ehrler Immobilien AG, im Interview.

Heutzutage scheint es denkbar einfach, eine zum Verkauf stehende Liegenschaft zu präsentieren: Fotos sind schnell gemacht und über das Internet auf ein Verkaufsportal hochgeladen. Immobilienmakler bieten jedoch weitaus mehr – Roger Ehrler setzt auf persönliche Beratung. Er kennt den Markt, ermittelt den Kaufpreis und erstellt eine umfassende Verkaufsdokumentation.

«Geschäftsführer»: Woher kommt Ihre Leidenschaft für Immobilien?
Roger Ehrler: Aufgewachsen bin ich in einer Genossenschaftssiedlung in Seebach. Obwohl dieses Reihenhaus damals eine hohe Qualität bot, habe ich gesehen, dass einige Freunde von mir noch besser wohnten. Das hat mich schon als Kind fasziniert und mein Interesse für die Immobilienbranche geweckt. Seitdem war es ein Wunsch von mir, Gebäude zu konstruieren, und durch meine Lehre als Hochbauzeichner mit Abschluss Bauleitung konnte ich in die Immobilienwelt eintauchen.

2007 haben Sie sich in der Branche selbstständig gemacht und betreuen alle Ihre Kunden selbst. Hat es für die Kunden Vorteile, wenn Sie der einzige Ansprechpartner sind?
Ich würde das als grosses Plus bezeichnen. Das Immobiliengeschäft steht und fällt mit der Person, die es betreut. Bei Grossfirmen kommt jemand und akquiriert das Verkaufsmandat und anschliessend betreut es ein anderer Mitarbeiter. Wenn ich einen Auftrag erhalte, bleibe ich der direkte Ansprechpartner. Deshalb ist der Familienname im Unternehmen sehr wichtig – dieser bürgt für Qualität und Seriosität.

Wie heben Sie sich von Ihren Mitbewerbern ab?
Ich habe die Branche von der Pike auf gelernt. Es war auch immer mein Ziel, nicht nur in baulichen, sondern auch in kalkulatorischen, finanziellen und rechtlichen Fragen grösste Kompetenz zu liefern. Deshalb habe ich mich entsprechend an der Fachhochschule über mehrere Jahre intensiv weitergebildet und das Wissen auch praktisch, mit Beteiligungen an Konsortien, angewendet. In den heutigen Zeiten mit den stark gestiegenen Risiken gibt es wenige Makler, welche mit gleichwertigen Kenntnissen, und alles aus einer Hand, aufwarten können.

Sie arbeiten seit fast 18 Jahren im Immobiliengeschäft. Welche Entwicklungen konnten Sie während dieser Zeit in der Branche beobachten?
Heutzutage gibt es ganz andere Vermarktungsstrategien. Früher lief alles über Zeitungsinserate. Die Transparenz war nie so gross wie heute, denn im Internet kann man die Objekte relativ schnell vergleichen. Aus meiner Sicht hat das Vorteile, weil durch die EDV-Technik die Wege viel kürzer sind, beispielsweise beim Versenden von Unterlagen. Auch in der Objektpräsentation hat sich viel getan, zum Beispiel mit fotorealistischen Visualisierungen und 360-Grad-Fotografie. Das gab es früher nicht, und man hat diese Perspektiven noch von Hand gezeichnet. Es gibt natürlich noch die zweite Seite, die sich in den letzten elf Jahren geändert hat. Das ist die Finanzierung durch die Banken nach den Vorgaben der FINMA. Diese nimmt einen immer grösseren Einfluss auf den Markt, was aber nicht nur negativ zu betrachten ist.

Wenn Sie in die Zukunft blicken. Wie wird sich in dieser Hinsicht der Immobilienmarkt in der Schweiz entwickeln?
Im Moment denke ich, dass die Preise so bleiben und noch ein bisschen anziehen könnten. Sofern die Zinsen tief bleiben. Das Hauptproblem ist, dass die wenigen verfügbaren Grundstücke zu fast unmöglichen Preisen verkauft werden. Die ständige Zunahme von Vorschriften führt zu massiv steigenden Erstellungskosten. Demzufolge sind die Risiken für Überbauungsprojekte erheblich gestiegen. Deshalb ist es wichtig, mit professionellen Fachleuten zusammenzuarbeiten, die gebietsübergreifende Kompetenzen vorweisen.

Und wie sehen Sie die Zukunft Ihres eigenen Unternehmens?
Es ist wichtig, dass man eine kosteneffiziente Organisation hat. Dies ist naturgemäss mit einer Ein-Mann-Gesellschaft gegeben. Die goldenen Zeiten sind vorbei. Es gibt nicht mehr viele Grundstücke, die man ohne Probleme bebauen kann. Das heisst, dass die kleinen Firmen nicht mehr unbedingt mitbieten können beim Grundstückserwerb, weil die Grossen alles wegkaufen. Zweitens möchten die jetzigen Haus- und Wohnungsbesitzer aufgrund der tiefen Zinsen nicht verkaufen und anschliessend an einem anderen Ort teuer Miete zahlen. Das ist für viele Firmen ein Problem, da sie keine Objekte mehr in den Verkauf bekommen. Hinzu kommt, dass heute Eigentümer das Internet nutzen und selber ihr Angebot auf ein Portal stellen. Sie sehen nicht, weshalb sie noch einen Makler brauchen. Die Zukunft wird für unsere Branche sehr herausfordernd. Es ist spannend, wie es weitergehen wird.

www.ehrler-immobilien.ch

Aktie.
Exit mobile version