Der zunehmende Druck auf das Sozial- und Gesundheitswesen ist im Wesentlichen auf die demografische Entwicklung und die steigende Lebenserwartung in der Schweiz zurück zu führen. Verstärkend wirkt sich die hohe Fluktuation auf geschäftsleitender Ebene aus. Auch bleiben leitende Funktionen länger unbesetzt. Dies mit Konsequenzen, meint Matthias Schweizer (Moncrier), Experte in Sachen Übergangslösungen für sozial tätige Organisationen.

Die Statistik ist eindeutig: Im ersten Halbjahr 2019 wurden in der Deutschschweiz rund 125 Stellen für geschäfts- und betriebsleitende Funktionen im Sozial- und Gesundheitswesen ausgeschrieben, 21 Prozent durch Personalvermittler. Spitzenreiter sind die Alters-/Pflegeheime mit 49 offenen Stellen, gefolgt von den öffentlich-rechtlichen Organisationen mit 20 offenen Stellen. Die Spitex-Organisationen schrieben in diesem Zeitraum 17 und die Institutionen mit Menschen mit Behinderung 16 Stellen aus.

Diese Ergebnisse implizieren starke Bewegungen auf geschäftsleitender Ebene im Sozial und Gesundheitswesen.Die Gründe sind so vielfältig wie bekannt, die Folgen jedoch riskant. Führungslücken stellen in Bezug auf die Qualität, Stabilität und Nachhaltigkeit einer Organisation ein Risiko dar. Dies kann zu Fehlentwicklungen führen und sich unmittelbar und eventuell drastisch auf den Betrieb beziehungsweise die Finanzen auswirken, bestätigt Matthias Schweizer. Schweizer bietet spezifische praxisorientierte und theoriebasierte Expertise im Sozial- und Gesundheitswesen an. Als Experte rät er den Institutionen, sich mit den Chancen einer personellen Überganslösung frühzeitig auseinandersetzen.

Risikofaktor kurzfristiger Ausfall einer Führungsperson

Wer kennt das nicht: der Chef ist weg und sofort brodelt die Gerüchteküche. In den Gängen werden Mutmassungen angestellt und Szenarien diskutiert. Ängste und Unsicherheiten machen sich breit. «Risiken entstehen durch ein unerwartetes Führungsvakuum, das Unsicherheit in der Belegschaft auslöst, ferner, wenn die Last der Überbrückung ungerecht verteilt wird und die Mitarbeitenden durch Zusatzaufgaben überfordert werden», meint Matthias Schweizer und führt weiter an: «Dies kann zu Fehlentwicklungen wie Kostenüberschreitung und Nichteinhaltung der gesetzlichen Standards führen. Unter diesen Aspekten wirken sich personelle, fachliche und technische Engpässe unmittelbar und evtl. drastisch auf den Betrieb bzw. die Finanzen aus». Dies kann zur Folge haben, dass Mitarbeitende unterschiedlicher Abteilungen in Grabenkämpfe um Kompetenzen und Verantwortung geraten. Nebst Anzeichen schleichender Überforderung und Unlust durch die Zusatzaufgaben, können sich die Pendenzen häufen. «Es werden oft Stimmen laut, die die Last der Mehrarbeit durch den Ausfall ungerecht verteilt sehen», weiss Schweizer aus Erfahrung.

Auch Lieferanten, zuweisende Stellen und externe Partner verfolgen die Situation aus der Entfernung. Ihnen fehlen entscheidungs- und weisungsbefugte Personen in der Organisation. Die Gefahr eines Reputations- und später auch wirtschaftlichen Schadens ist vorhanden. Matthias Schweizer empfiehlt: «Als erstes muss die Hierarchie-Lücke geschlossen werden, damit die interne und externe Kommunikation wieder erfolgen kann. Prioritär muss das Tagesgeschäft beziehungsweise der gesetzliche Auftrag sichergestellt sowie der Abbau von Pendenzen organisiert werden. Wenn nötig werden interne Regeln und Normen durchgesetzt, das Kader beraten, unterstützt und gestärkt». Nebst Personal-Management und Controlling-Aufgaben gehören – so der Experte – auch die Kontaktpflege mit Auftrag gebenden und zuweisenden Stellen sowie die Funktion als Sparring-Partner für das Aufsichtsgremium dazu. «Je nach Schwerpunkt des Auftrags können auch Entscheidungsgrundlagen erarbeitet oder eine Nachfolgeperson rekrutiert sowie eine geordnete Übergabe organisiert werden», meint Schweizer. Dies zwingt die Branche, den Fokus verstärkt auf organisatorischen Strukturen sowie die Personal-Entwicklung zu richten.

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