von Jürgen Müller und Caroline Duda

Für Roland Schaad ist das Thema «Vertrauen» eine zentrale Grundlage seiner Arbeit. Als Flugbegleiter bei Swissair lernte er, auf die unterschiedlichsten Kundenwünsche einzugehen und bereiste ganz nebenbei die Welt. Noch heute fliessen diese Erfahrungen in die Arbeit des erfolgreichen Innenarchitekten ein. Im Interview spricht der Kopf von «objekt 13» über Herausforderungen, spannende Raumkonzepte und sein bisher aussergewöhnlichstes Projekt.

Geschäftsführer»: Herr Schaad, die Innenarchitektur ist ein breites Feld. Der Beruf stellt hohe Anforderungen im Bereich von Technik, Konstruktion und Ästhetik. Auch Kundenempathie darf nicht fehlen. Wie setzen Sie das in die Praxis um?
Herr Schaad: Bei der Planung und Gestaltung von öffentlichen wie privaten Räumen muss alles top aufeinander abgestimmt sein. Räume brauchen sowohl eine praktische Aufteilung als auch Nutzen. Das betrifft die Gestaltung unterschiedlichster Räume: Büros, Sitzungszimmer, Empfang – wie ich es bei meinem Projekt für Zweifel Chips umgesetzt habe. Ein weiterer Punkt ist, dass Design und Funktionalität zusammenspielen müssen. Ein wunderschön designtes Restaurant bringt zum Beispiel wenig, wenn die Stühle dort unbequem sind. Es ist mein Job darauf zu achten, dass so etwas nicht passiert.

Bei einer Gebäudeplanung holt man sich als erstes einen Architekten. Bei der Raumgestaltung denkt man an einen Designer. Kommen Sie als Innenarchitekt da nicht zu kurz?
Nein, Innenarchitekten haben glücklicherweise oft genug zu tun. Kunden merken immer öfter, dass der Architekt allein nicht reicht. Ich habe einige, die sehr kurzfristig kommen. Sie wollen schnell eine Idee umgesetzt haben und merken dann, dass ihnen neben dem Architekten ein zusätzlicher Fachmann fehlt. Denn Innenarchitekten setzen sich viel mehr mit der Raumaufteilung auseinander: Was ist die Funktion hinter der Raumaufteilung? Wie soll hier gelebt werden, was wird sich hier abspielen? Welche Beleuchtung passt da, welches Material, welche Farben, welche Stoffe … da geht es vom Groben ins kleinste Detail.

Sie sind das Gesicht von «objekt 13 Innenarchitektur». Was hebt Sie von der Konkurrenz ab? Warum sollten Kunden sich für Ihre Firma entscheiden?
Es ist sehr wichtig, dass der Kunde Vertrauen in den Innenarchitekten hat. Das versuche ich durch mein Auftreten als Person zu vermitteln. Er muss wissen, dass sein Projekt bei mir in den richtigen Händen ist, dass ich hundert Prozent gebe. Das gelingt mir durch ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, aber auch mein Wissen, wie man Farben, Materialien und Licht in Einklang bringt. Bei «objekt 13» gibt es nicht einfach nur «coole» Ideen, der Kunde kann sich darauf verlassen, dass sie realisierbar sind.

Wie sind Sie überhaupt zu Ihrem Beruf gekommen?
Ich habe vor über 20 Jahren in einem Innenarchitekturbüro eine Hochbauzeichner-Lehre gemacht. Dann kam die Baukrise und es war unmöglich, an Jobs zu kommen. Da habe ich einfach etwas ganz anderes gemacht: Ich war Flugbegleiter bei Swissair. Das hat mein Leben geprägt, auch meine jetzige Arbeit. Ich habe damals sehr viel im Umgang mit Kunden gelernt: Geduld zu haben, auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen. Ich bin auch heute noch sehr viel unterwegs. Das ist ein wichtiger Faktor für die Kreativität und Ideenfindung. Mit 28 habe ich dann begonnen, Innenarchitektur zu studieren.

Sie richten sich mit Ihrer Firma «objekt 13 Innenarchitektur» sowohl an Geschäftskunden als auch Privatpersonen. Welche Aspekte sind bei beiden Zielgruppen besonders gefragt?
Der gemeinsame Nenner ist der «Wohlfühlfaktor». Das zieht sich wie ein roter Faden vom Büro- bis zum Restaurantbereich. Überall gibt es mittlerweile Lounges, in denen man sich entspannen kann. Diese Wohlfühlatmosphäre erreicht man mit warmen Farben und dem richtigen Licht. Ansonsten unterscheiden sich bei den Kunden die Projektabläufe. Die Materialwahl ist teilweise ganz anders. Es gibt auch im Hinblick auf gesetzliche Regelungen Unterschiede. Das ist ganz spannend.

Wie würden Sie Ihre Zielgruppe und das Marktumfeld beschreiben?
Ich habe von allem etwas, das ist grossartig an meinem Job. Heute ein Auftrag im Privatbereich, morgen grosse Büros und Geschäfte. Es gibt wenige Sachen, die ich nicht machen würde, denn ich schätze die Vielseitigkeit. Derzeit versuche ich meine «öffentlichen Aufträge» auszuweiten, wie zum Beispiel Restaurants und Hotels.

Was reizt Sie daran?
Bei diesen Projekten sitzen die Schwerpunkte einfach anders. Hier bestimme ich vom Stuhl bis zur Kaffeetasse, was wie umgesetzt wird. Im Privatbereich wird seltener neu möbliert, da baue ich Küchen, Bäder, kümmere mich um Wandfarben oder die Beleuchtung. Das ist im öffentlichen Bereich spannender, hier müssen diese Details bis zum Schluss geplant werden.

Was zeichnet ein gutes Verhältnis zwischen Ihnen und Ihren Kunden aus?
Das Vertrauen muss stimmen und gross genug sein. Denn man sieht das Resultat letztlich erst, wenn das Projekt fertig ist. Eine gute Zusammenarbeit ist enorm wichtig. Das gelingt mir am besten dadurch, wenn ich vom Kunden möglichst viele Informationen bekomme. Was für Vorstellungen hat man? Wie wird hier gearbeitet? Wie sind die internen Abläufe? Dieses Wissen integriere ich in die Innenarchitektur, damit alles am Ende in seiner Funktionalität harmonisch ist. Je früher der Kunde mit seinen Wünschen zu mir kommt, desto besser. Oftmals wird die Komplexität und der Aufwand der Projekte unterschätzt. Praktisch vom ersten Tag an müssen Ideen in die Arbeit integriert werden, damit sie sich umsetzen lassen. Es ist schade, wenn Wünsche nicht realisiert werden können, weil der Bau eines Projektes zu weit fortgeschritten ist.

Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Geschäftsmodell gekommen? Wie war der Weg dahin?
Ich habe das Glück, schon lange als Innenarchitekt arbeiten zu dürfen, und habe schon viel ausprobiert. Auch die vielen unterschiedlichen Kulturen und Menschen, die ich bei meinen Reisen kennenlernen durfte, haben mich und meine Arbeit stark geprägt. Ich lege viel Wert darauf, dass die Persönlichkeit des Kunden, sei es Privatperson oder Unternehmen, in der Planung und Umsetzung zur Geltung kommt. Irgendwann wurde mir klar, dass ich das durch eine eigene Firma am besten vermitteln kann. Das hat sich ganz natürlich so entwickelt.

Wo holen Sie sich ihre Inspirationen? Wo kommen die Ideen her?
Die kommen natürlich von überall her. Ich sage oft, dass wir eigentlich immer arbeiten. Nonstop. Nur wenn ich schlafe, arbeite ich nicht. Wenn ich wach bin, lasse ich mich vom Leben inspirieren. Wo auch immer ich bin, kriege ich neue Ideen. Wenn ich etwas sehe, das mich nicht loslässt, fliesst das in ein Projekt ein. Vieles entwickelt sich Schritt für Schritt. Man beginnt auf dem Papier. Dann geht es allmählich hoch in die dritte Dimension im Kopf. Da entsteht ganz viel, zum Beispiel aus einem Material heraus, das man gerade gesehen hat. So entwickelt sich ein Projekt in eine bestimmte Richtung.

Was war Ihr aussergewöhnlichstes Projekt?
Das wohl bisher ausgefallenste und speziellste Projekt war die Restauration eines alten Trams von BernMobil. Hier hatten wir es mit keiner unbeweglichen Immobilie zu tun, da hatten wir ganz andere Probleme zu lösen. Wir bauten es zu einem Apéro-Tram um, das man mieten kann.

Was war daran besonders herausfordernd?
Die erste Herausforderung war, dass das Tram 80 Jahre alt war. Die Spuren der vielen Jahre  waren im Tram nicht zu übersehen. Es hatte bereits sehr viele Umbauten hinter sich und auf dem Holz waren geschätzte 200 Anstriche.
Die Idee war, dieses Tram möglichst in den ursprünglichen Zustand
zurückzuversetzen. Erst als nur noch das Grundgerüst da war, konnte
ich entscheiden, was wir machen. Die nächste Herausforderung war
der Platz: der war praktisch nicht vorhanden. Und vor allem: Ein Tram
fährt, bremst, rüttelt. Das muss alles berücksichtigt werden, damit
das Essen und die Getränke nicht beim ersten Halt durch den Fahrgastraum
fliegen.

Gibt es ein Projekt, von dem Sie schon lange träumen? Wenn ja: Welches
ist das?
Wir haben immer gesagt: Das nächste muss ein Flugzeug sein. (lacht) Aber um auf dem Boden zu bleiben: Ich würde gerne einmal ein Hotel machen. Ich habe schon einige Konzepte erstellt, aber bisher noch nichts umgesetzt. Bei einem Hotelprojekt wäre im Idealfall alles integriert: von der Rezeption über das Restaurant bis hin zu den Hotelzimmern.

Warum wäre das spannend?
Dort fliesst aus dem Bereich Innenarchitektur fast alles zusammen: das Wohnen, Essen und Trinken, die Bürobereiche, der Empfang, die Administration. Das ganze Spektrum meiner Tätigkeit wäre in einem solchen Projekt vertreten.

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