Ein gut sitzender Anzug ist mehr als ein einfaches Kleidungsstück. Er zeugt vom Stil des Trägers und signalisiert Seriosität und Kompetenz. Im Businessalltag begegnen einem jedoch oft schlecht sitzende Anzüge. Philipp Suters Mission ist es, das zu ändern.
Der erste Eindruck zählt – besonders was die Businesswelt angeht. Ein gut sitzender Anzug ist hier das A und O. Er kommuniziert mit dem Gegenüber und vermittelt Seriosität. Gleichzeitig gibt einem der Anzug Selbstvertrauen und Sicherheit. Allerdings ist nicht immer einfach, auch den perfekten Anzug zu finden. Philipp Suter, Inhaber des Schneiderateliers Suter & Co., berät deshalb seine Kunden auch in Sachen Mode und Stil. Der erste Schritt für einen perfekt sitzenden Massanzug.
«ZürichRUNDSCHAU»: Männer und Mode – das sehen viele als zwei Gegensätze. Wie stehen Sie dazu?
Philipp Suter: Die grössten Modeschöpfer der Geschichte waren und sind Männer – sei es Christian Dior, Giorgio Armani, Karl Lagerfeld oder heutzutage Tom Ford. Das sind nur einige, die genannt werden können. Wieso sollten Männer aber nur schöpfen und nicht selber tragen? Es ist nicht so, dass Männer keine Mode tragen wollen, aber sie haben wenig Zeit. Sie haben wichtigere Sachen im Kopf und deshalb ist die Garderobe der meisten Männer eher Basic. Hier helfen wir, indem wir nicht nur ein Lieferant oder Anbieter von Anzügen sind, sondern dem Kunden als Stil- und Modeberater zur Seite stehen.
Warum braucht es gute Businessmode?
Die Art, wie man sich kleidet, ist in gewisser Weise Kommunikation und spiegelt ein Bild nach aussen. Das hat Einfluss auf das eigene, aber auch auf das Gemüt des Gegenübers – egal, ob das ein Kunde, ein Lieferant oder der eigene Mitarbeiter ist. Es ist ein gewisses Selbstbewusstsein, das sich auf den Anzugträger überträgt. Natürlich hat jede Branche seine eigene Businessmode: In der IT ist es mehr Jeans und T-Shirt und für Bankangestellte eher der Anzug. Aber schlussendlich gilt auch für den IT-Mitarbeiter: Wenn er sich präsentieren oder einen Vertrag abschliessen möchte, trägt er mindestens Hemd und Sakko, um eleganter, modischer und klassischer zu wirken. Genau diese Werte gibt er durch die Kleidung weiter.
Sie kommen aus der Finanzwelt. Wodurch kam da der Einstieg in die Modebranche?
Die Mode hat mich immer interessiert und ist meine Leidenschaft. Aber ich hatte nie die Zeit, mich darum zu kümmern. Irgendwann habe ich entschieden, meine Leidenschaft für Mode- und Stilbewusstsein auszuweiten und mich darauf zu konzentrieren. Deshalb habe ich mich in dem Bereich selbstständig gemacht.
Wodurch zeichnen sich die Massanzüge von Suter & Co. aus?
Wir sind auf jeden Fall einer der wenigen Anbieter, die in Europa produzieren und nicht in Fernost. Ausserdem richtet sich bei uns der Stil nach dem Kunden. Wir machen nicht einen Anzug und passen jeden Kunden darin ein. Wir haben amerikanische Kunden, die es lieber etwas lockerer, grösser und weiter mögen, wir haben italienische Kunden, die es eng und tailliert mögen und wir haben Kunden, die etwas Langlebiges haben möchten. In dieser Hinsicht bedienen wir jeden Kunden individuell. Wir zwingen ihm nicht unseren Stil auf, sondern fertigen seinen gelebten Stil an.
Was genau bieten Sie Ihren Kunden an?
Wir haben zwei Angebote: Zum einen die weit verbreitete Masskonfektion, die aufgrund von existierenden Schnittmustern gefertigt wird. Unsere Schneider fertigen täglich viele Anzüge für die ganze Welt an und erfüllen alle Anforderungen an ein hervorragendes Kleidungsstück. Auf der anderen Seite haben wir das Feinmass, auch genannt Bespoke. Dafür haben wir Schneider in Italien, die in traditioneller Weise und von Hand nach alten neapolitanischen Kenntnissen und Erfahrungen die Anzüge fertigen. Diese Anzüge haben ein ganz anderes Leben. Und trotzdem muss der Kunde bei uns nicht gleich 5 000 Franken für einen Anzug hinlegen.
Es gibt aber sicherlich einen preislichen Unterschied zwischen der Masskonfektion und dem Bespoke Tailoring?
Auf jeden Fall. Feinmass ist wirklich völlig von Hand gefertigt und hat schlussendlich ein ganz anderes Finish. Aber wir starten auch da bereits ab 2 500 Franken. Wer beim Feinmass in der Qualität der Stoffe auf eine Marke verzichtet, bekommt trotzdem einen sehr guten Anzug, der handgefertigt ist. Andererseits ist es so, dass bei uns auch eine Masskonfektion mit einem schönen, exklusiven Stoff bei 2 500 Franken liegen kann. Es ist ein fliessender Übergang.
Mass nehmen, Stoffe auswählen, letzte Anpassungen vornehmen – für all das muss sich der Kunde viel Zeit nehmen. Zeit ist heutzutage ein rares Gut. Schreckt dieser Zeitaufwand die Kunden nicht ab?
Beim ersten Mal braucht es sicher ein bisschen mehr Zeit, als man es von einem Geschäft gewohnt ist, in das man kurz reingeht, etwas anprobiert und dann wieder rausläuft. Aber in der Massschneiderei geht es auch mehr darum, den Kunden kennenzulernen. Wir finden raus, was er sucht, um ihm genau das Richtige anzubieten. Wir haben Kunden, die in rund 30 Minuten ihr Modell gefunden haben. Die wissen, was sie suchen und dann geht es nur noch um das Vermessen. Sobald wir einmal die Masse des Kunden haben, alles passt und er zufrieden ist, können wir einen neuen Anzug einfach nachbestellen. Dann kommt der Kunde vielleicht fünf Minuten vorbei und sucht sich nur noch einen neuen Stoff aus. Das ist dann eine Zeitersparnis im Gegensatz zum Laden.
Ateliers für Massanzüge gibt es heute einige in Zürich. Durch welchen Service heben Sie sich von den Mitbewerbern ab?
Bei uns ist die persönliche Bedienung ein wichtiger Punkt. Ich bediene unsere Kunden stets selbst – das kann am Abend, am Sonntag oder in einer Zwischenpause sein. Da passe ich mich dem Kunden an und bin sehr flexibel. Diesen Service biete ich nicht nur im Laden an, sondern auch beim Kunden zu Hause, im Büro oder wo es ihm am besten passt. Diese persönliche Komponente geht weiter, indem wir dem Kunden seinen Anzug auch nach Hause liefern oder per Post nach Übersee schicken.
Worauf fokussieren Sie sich in der Zukunft?
Wir merken, dass das Feinmass immer mehr Kunden anzieht. Sie fühlen den Unterschied zwischen Masskonfektion und Feinmass. Dadurch, dass wir ein preislich attraktives Feinmass anbieten, zahlt der Kunde zwar ein bisschen mehr, erhält aber ein individuelles Kleidungsstück. Das ist ein wichtiger Punkt, auf den wir uns in Zukunft konzentrieren. Ausserdem zählt weiterhin die persönliche Komponente. Viele Unternehmen setzen jetzt auf 3-D-Vermessung und Online-Shops. Für uns ist die persönliche Beziehung zum Kunden entscheidend. Er muss nicht den Online-Shop durchstöbern, sondern ruft uns kurz an und bestellt den gleichen Anzug wie letztes Mal, nur in Dunkelblau.