In der Industrie ist Predictive Maintanance ein entscheidender Kostenfaktor und spart zudem viele Ressourcen für die Wartung von Maschinen und Anlagen. Bei dieser proaktiven und «vorausschauenden» Wartung und Minimierung von Störungszeiten und -faktoren hilft der Einsatz der 3D-Virtualisierungen, sagen Kirill Weis und Julien Kaiser aus Möhlin/AG, zwei Experten auf diesem Gebiet.
Dreidimensionale Virtualisierungen und (Besichtigungs-) Touren in und durch Showrooms, für Immobilienunternehmen oder Gewerbegebiete gehören mittlerweile zum Standart und sorgen auch für ein Online-Kundenerlebnis (Customer Journey). Die 3D Darstellungen sind heute vielfältig und in keiner Branche mehr wegzudenken. Verschiedene Studien belegen zudem, dass speziell in Bereichen, wo sich Produkte in Funktion und Preis stark ähneln, das visuell ansprechendste wie auch «authentischste» Produkt sich von den Konkurrenzangeboten abheben kann und so der Kaufentscheid beeinflusst wird. Man stelle sich vor, man kann als Unternehmen seinen Kunden die schönsten Innovationen oder die neueste Technik in einem virtuellen Rundgang präsentieren. So etwas wirkt verkaufsfördernd.
Keine Branche will mehr darauf verzichten
Viele Branchen setzen nunmehr auf diese Art der Präsentation und auf die weiteren Mehrwerte, wie eine bessere Sichtbarkeit in den Suchmaschinen im Netz oder eine bessere emotionale Kundenbindung (Emotional Selling Proposition) zum Beispiel. Und so kommen auch weitere Branchen auf den Trichter mit dem Nutzen eines solchen Kundenangebotes und wollen nicht mehr darauf verzichten. So kommt immer häufiger der Einsatz der virtuellen 3D-Virtualisierungen, beziehungsweise der virtuellen Tour nun auch im medizinischen Bereich auf. Hier werden die Virtualisierungen häufig für die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten eingesetzt, um über Behandlungsmethoden und Wirkungsweisen von Medikamenten aufzuklären.
In einem Bereich ist diese Technologie (noch) nicht ganz so populär: Im Maschinen- und Anlagenbau. Obwohl es da häufig darum geht, grosse Analgen und deren besondere Funktionen zu zeigen. Und auch bei Schulungen in Laboren oder generell in der Industrie 4.0, bei welchen komplizierte Vorgänge virtualisiert werden, ohne dass alle an Ort und Stelle sein müssen. Aber das Bedürfnis nach einer guten Lösung, die komplizierte Vorgänge oder Präsentationen einfach und klar darstellt, ist rasant und exponentiell gewachsen. Nicht nur wegen der Beschränkungen bezüglich Interaktion und Versammlungen von Menschen im Covid-Zeitalter.
Effizient für Inspektionen im Maschinen und Anlagenbau…
«Sehr wirkungsvoll und nützlich sind 3D-Visualisierungen und -Touren besonders bei Planungen von Inspektionen beziehungsweise deren Vorbereitungen. Oft sehen wir, dass zudem vor Unterhaltsarbeiten und Reparaturen bei Fremdfirmen diese Technologie zeit- und ressourcensparend ist. Eine physische Begehung ist oft nicht zwingend notwendig. Man kann dadurch mit der Fremdfirma gemeinsam in einem Online Meeting virtuell in die Anlage, in einen Raum oder ein Objekt eintauchen und vorab das Geschehen besprechen», sagen Julien Kaiser und Kirill Weis, die sich mit ihrem Möhliner Unternehmen WeKa Werbestyles auf solche speziellen Bedürfnisse spezialisiert haben. Die Vorteile seien, so bestätigen auch sie, ganz klar in der Zeit- und Geldersparnis und in der besseren, fokussierteren Planung. Das Tagesgeschäft werde dadurch nicht beeinflusst, aber die Umsetzung erfolge gleich unmittelbar. Bei einer Ursachenabklärung von Problemen und bei der Besprechung von Produkt-Innovationen müssen zudem oft in einem Gremium Entscheidungen fallen und Massnahmen besprochen werden. Eine virtuelle Analyse kann viele überflüssige Schritte sparen. Besonders auch dann, wenn es darum geht, gewisse Risiken und Mängel vorzeitig zu erkennen (Diagnostik). Besonders im Bereich des so genannten Predictive Maintenance, das derzeit in der Industrie 4.0 in aller Munde ist.
… und bei internen Ausbildungen und Präsentationen
Ebenso interessant ist er Einsatz der Technologie zudem auch bei den internen Ausbildungen an den Anlagen: «Anlagen, Fuhrpärke, Werkhöfe und Werkstätten können virtualisiert werden und in den Ausbildungsstätten als praktisches Beispiel verwendet werden. Dadurch wird das Kennenlernen von Anlagen, Sicherheitsaspekten, Gefahren, Umgebungen und sonstigen wichtigen Aspekten vereinfacht und ohne eine physische Begehung ermöglicht. Der Unterricht wird dadurch anschaulicher, neuzeitlicher und interessanter», betonen Julien Kaiser und Kirill Weis. Dadurch wird virtuell vor Ort geschult, ohne den Schulungsraum verlassen zu müssen. Diese Situation hat Julien Kaiser bei seiner Ausbildung zum Chemikant selbst erlebt: «Das Thema Verfahrenstechnik wird in der Regel trocken erklärt und umschrieben. Die Lehrer haben schnell gemerkt, dass ein praktisches Beispiel für das bessere Verständnis benötigt wird und sie organisierten einen aufwendigen Besuch in den verschiedenen Anlagen bei den jeweiligen Firmen. Für solche Besuche gehen ganze Unterrichtstage verloren und der Betrieb stellt Mitarbeitende für den Tag frei. Mit einer 3D-Virtualisierung der Anlagen wäre der Aufwand geringer gewesen.» Natürlich taucht immer wieder die Frage auf, wie denn die Datensicherheit und die Betriebsgeheimnisse gesichert werden können bei all dem Transfer von wichtigen Informationen und Bildern der Anlagen. Kirill Weis und Julien Kaiser; «Die Sicherheit der Daten der jeweiligen Firma ist über ein nur einmal vergebenes und zeitlich limitiertes personalisiertes Passwort geschützt.»