Österreich ist bereit für die Wintersaison. In der Schweizer Tourismuslandschaft ist sie eine prägende Figur: Carmen Breuss. Seit 23 Jahren leitet sie das Schweizer Büro der Österreich Werbung, bringt den Schweizern Österreich als Feriendestination näher – und das ziemlich erfolgreich. Madame Austria sozusagen. Für Urlaub in Österreich zu begeistern – gibt es etwas Schöneres?
«Geschäftsführer»: Frau Breuss, Sie leiten seit 1997 das Büro der Österreich Werbung in Zürich. Sind Sie des Amtes noch nicht müde?
Carmen Breuss: Den österreichischen Tourismus im drittwichtigsten ausländischen Herkunftsmarkt, der Schweiz, vertreten zu dürfen, ist eine wunderbare und zugleich herausfordernde Aufgabe. Ich vergleiche meine Tätigkeit gerne mit der einer Unternehmerin, die versucht, nicht nur kurzfristig zu denken, sondern etwas aufzubauen und weiterzuentwickeln. Zudem kann ich meine Erfahrung im internationalen Netzwerk der Österreich Werbung einbringen. So durfte ich vor einiger Zeit die interimistische Leitung der Region Zentral- und Osteuropa übernehmen.
Was gehört zu Ihren täglichen Aufgaben?
Den Markt und den Mitbewerb beobachten, Chancen und Potenziale erkennen, Kommunikationsstrategien entwickeln, ein Netzwerk aufbauen und pflegen, Aktivitäten mit dem Team planen, umsetzen und evaluieren und die Mitarbeitenden coachen und challengen – das sind nur einige der Aufgaben am Schweizer Markt. Zudem bin ich für die Region DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) zuständig, was eine entsprechende Strategie-, Führungs- und Budgetverantwortung mit sich bringt.
Sie sind in Vorarlberg aufgewachsen und hatten durch die Nähe bereits einen Bezug zur Schweiz. Hat das Ihre Aufgabe einfacher gemacht?
Mentalitätsmässig und sprachlich habe ich durch meine alemannischen Wurzeln sicher einen Vorteil. Zudem bin ich wirklich zwei Kilometer von der Grenze in Feldkirch aufgewachsen, die Schweiz war mir also vertraut – obwohl der Rhein die Länder doch auch trennt. Genauso verinnerlicht habe ich die «österreichische» Mentalität, ich bin also eine Art Brückenbauerin zwischen den Ländern.
Fühlen Sie sich nach all den Jahren noch nicht als Schweizerin?
Ich lebe sehr gerne in der Schweiz, schätze das Land und seine Bewohnerinnen und Bewohner, ich fühle mich hier auch zu Hause – aber ich bin stolz auf meine österreichischen Wurzeln und bin gerne Österreicherin.
Die Wintersaison startet bald. Wird es diesen Winter viele Schweizerinnen und Schweizer nach Österreich ziehen?
Im vergangenen Winter waren die Ferienregionen und Skigebiete in Österreich für Schweizer Gäste leider geschlossen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir voller Zuversicht in die kommende Saison blicken können. Eine aktuelle Umfrage, die wir in sieben Ländern, darunter der Schweiz, durchgeführt haben, bestätigt, dass die Reiselust der Menschen ungebrochen ist und sie auch Zeit und Geld für Ferien haben. Österreich liegt bei den Schweizerinnen und Schweizern, die Winterferien im Schnee planen, an zweiter Stelle der möglichen Reiseziele, direkt nach der Schweiz selbst.
Viele Destinationen kämpfen um die Rückkehr von Schweizer Touristen. Wo sind nach Ihrer Einschätzung die Trümpfe Österreichs?
Die Stärken Österreichs sind laut Umfragen unter unseren Gästen, die wir jedes Jahr durchführen, die attraktive Landschaft, die Natur und Berge, die ausgezeichnete Infrastruktur, die familiär geführten Hotels, die regionalen Spezialitäten sowie die Gastfreundschaft. Zudem sind wir gut erreichbar.
Worauf legen Schweizer Gäste Ihrer Meinung nach besonderen Wert?
Nebst den genannten Trümpfen ist für die Gäste momentan Planungssicherheit wichtig. Das betrifft einerseits die Regeln im Falle einer Stornierung, andererseits auch die geplanten Sicherheitsmassnahmen. Österreich hat die Regeln für die Wintersaison bereits frühzeitig kommuniziert, das hilft den Gästen bei ihrer Entscheidung.
So gut wie Sie die Schweiz und ihre Bewohner kennen, muss es für Sie ein Leichtes sein, die richtigen Marketingstrategien für Ferien in Österreich zu entwickeln.
Wir versuchen, unser Know-how laufend zu erweitern und zu vertiefen und diese Erkenntnisse in die Planung einzubauen. Es gilt, laufend am Ball zu bleiben, da die Entwicklung in allen Bereichen fortschreitet.
Österreich ist ja vor allem eine Direkt-Bucher-Destination. Was unternehmen Sie im B2B-Bereich?
Die Reisebranche ist für uns ein wichtiger Partner, auch wenn Österreich aufgrund der grossteils gleichen Sprache, der Nähe und der Anzahl von Stammgästen natürlich einen hohen Direktbucheranteil hat. Wir informieren die Branche über Neuigkeiten in Österreich oder unterstützen bei der Gestaltung neuer Programme, indem wir sie zum Beispiel zu Events oder Messen einladen. Zudem kommunizieren wir auch in Richtung Endkunden, indem wir die Reiseprogramme der Schweizer Österreich-Anbieter auf unserer Website www.austria.info kommunizieren und mit ihnen auch gemeinsame Massnahmen umsetzen.
War die Corona-Pandemie auch für Sie persönlich und Ihre Destination eine Katastrophe? Wie lautet Ihr Fazit?
Persönlich bin ich sehr dankbar, wie gut ich und mein ganzes Umfeld durch die letzten Monate gekommen sind. Unser Team konnte von einem Tag auf den anderen auf ein funktionierendes Home-Office-Konzept umstellen, wir waren mit der Planung, Adaptierung, Stornierung und Neukonzeption von Massnahmen mehr als nur ausgelastet. Und seit diesem Sommer konnten wir bereits wieder Events umsetzen, die von allen Partnern sehr geschätzt wurden. In Österreich selbst konnten die Betriebe ein umfangreiches Massnahmenpaket der Regierung nutzen. Und wenn man sich die August-Zahlen 2021 anschaut, sind diese mit einem Allzeit-Hoch fast unerwartet erfreulich. Es schaut zwar vor allem in den Städten noch nicht ganz so positiv aus, aber insgesamt gehört Österreich eher zu den Ländern, die gut durch die Pandemie gekommen sind.
Schnell und sachlich zu informieren, hat in Ischgl nicht richtig funktioniert – ein richtiges Desaster für das Image des österreichischen Wintersportortes. Was ist Ihre Meinung dazu?
Ischgl war medial ein präsentes Thema und ist es immer noch ab und zu. Österreich hat aber diesen und letzten Sommer bewiesen, dass wir verantwortungsvolle Gastgeber sind und ein sicherer Aufenthalt möglich ist. Auch die positiven Gästefeedbacks geben uns Zuversicht. Das Image Österreichs dürfte nicht gelitten haben, die gute Buchungssituation im Winter ist dafür ein Zeichen.
www.austria.info