Beat Ritschard war Manager von internationalen Sportstars wie Martina Hingis und Organisator internationaler Sportveranstaltungen wie dem WTA Zürich Open. Heute ist der gebürtige Thalwiler Unternehmer und Standortförderer der Seebezirke Horgen (ZH) und Höfe (SZ). Wer nach Lösungen sucht, findet in Ritschard einen Zuhörer und Vermittler. Ein Gespräch über seine Tätigkeit und die Region, die boomt wie kaum eine andere in der Schweiz.

Beat Ritschard empfängt uns frühmorgens in Wädenswil auf grüner Wiese, wo demnächst auf 40’000 Quadratmetern ein neues Gewerbezentrum entstehen soll. Die Stadt hat das Gebiet so entwickelt, dass es für die Gewerbeunternehmen attraktiv und erschwinglich ist. Denn grüne Wiesen, die auch Bauzone sind, gibt es am linken Zürichseeufer zwischen Rüschlikon und Pfäffikon kaum noch und falls doch, zu Preisen, die für Firmen aus der Region schwer bezahlbar sind. Ritschard ist vorausschauend, das Wohl der Menschen ist ihm ein Anliegen, und so setzt er sich wie hier in Wädenswil auch für Dinge wie Anfahrtswege, Arbeitsplatzgestaltung und kulinarisches Wohl ein.

«Geschäftsführer»: Herr Ritschard, wie wird man Standortförderer?
Beat Ritschard: Am Anfang steht die hohe Einsatzbereitschaft, und man muss Netzwerke aufbauen und pflegen können, Menschen zusammenbringen, die sonst auf Anhieb nicht zusammenkommen. Im Sportmarketing arbeitete ich für einen amerikanischen Konzern, und das hilft bei den Gesprächen mit den Firmeninhabern, vor allem mit jenen, deren Firmen international tätig sind. Die Zusammenarbeit ist auch sehr wichtig. Wir sind ein Team von drei Leuten und teilen uns ein Arbeitspensum von rund 120 Prozent.

Welches sind Ihre Aufgaben beziehungsweise wo helfen sie?
Unsere primäre Aufgabe der Standortförderung ist es, Arbeitsplätze zu erhalten. Das Potenzial für neue Arbeitsplätze ist begrenzt in der Region, was räumlich bedingt ist. Einen Aufgabenkatalog haben wir nicht, aber es gibt aufgrund der Bedürfnisse aller Stakeholder und der Prosperität der Region die vier Themenfelder Innovation, Weltoffenheit, Identität und Lebensqualität. Daraus leiten sich drei Aufgaben ab: erstens der Aufbau und die Förderung von Netzwerken. Gerne gebe ich Ihnen zwei Beispiele. Wir haben eine Erfahrungsgruppe mit den Personalleitern der grösseren Unternehmen aus der Region. Die sind meistens sehr gut vernetzt innerhalb ihrer Branche, wissen da auch gut Bescheid. Was ihnen aber fehlt, ist der Kontakt zu anderen Personalchefs aus der Region. Wir haben nicht 20 Finanzinstitute oder Industriebetriebe, sondern zwei oder drei und da ist dieser zweimal jährlich stattfindende Austausch sehr wertvoll, weil die Personalleiter damit auch einen regionalen Überblick erhalten. Und seit drei Jahren organisieren wir einmal im Jahr einen Austausch auf Ebene Geschäftsleitung mit den Leiterinnen und Leitern der Volkswirtschaftsdirektion Schwyz und Zürich. Wir haben insgesamt fünf solcher Netzwerke, die wir aktuell sehr aktiv pflegen.

Welches sind die anderen zwei Aufgaben, die Sie verfolgen?
Zweitens zeigen wir den Firmen Problemlösungen auf beziehungsweise wir vermitteln ihnen die Kontakte, die ihnen bei der Problemlösung helfen können, und das dritte ist die Standortpromotion. Hier versuchen wir herauszuheben, was die Region auszeichnet. Die dritte Aufgabe betrifft den Wissenstransfer, es ist ein zentrales Ziel der Standortförderung, Forschung und Wirtschaft zu verbinden. Im Zentrum stehen da die Agro­scope, ZHAW und das grow, aber auch die privaten Forschungseinheiten wie zum Beispiel der IBM, Dow, das Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) und Swiss Re. 

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Region?
Das Wachstum bei den Arbeitsstätten und der Wohnbevölkerung entwickelt sich ausgewogen, und das ist sehr positiv. Die Anzahl Firmen ist in den letzten Jahren von 7 500 auf über 8 000 angestiegen, und wir haben in der Region 48’000 Arbeitsplätze. Es gibt eine hohe Affinität zur Technologie, weil wir grosse Forschungsanstalten haben. Die Nähe zu den Hoch­schulen ist ein grosser Vorteil. Wenn man auf die Statistik von EUREKA, dem Netzwerk zur Innovationsförderung in Europa schaut, sieht man, dass es bei uns in der Region spannende Firmen gibt, die an diesem internationalen Programm teilnehmen können. Zudem konnten wir Dienstleist­ungszentren entwickeln, ich denke an die Swisscard AECS in Horgen, die immer noch wachsen. Wir haben aber auch immer noch grosse Industriebetriebe. Alleine das Vorzeigeunternehmen Lindt & Sprüngli stellt in diesem Sektor zehn Prozent der Arbeitsplätze.

Was zeichnet den erfolgreichen Unternehmer der Region aus?
Man muss zwischen dem klassischen Gewerbebetrieb und den grösseren Unternehmen unterscheiden. Die Gewerbebetriebe haben mit der Digitalisierung zu kämpfen, die Veränderungen in der Arbeitsweise und im Konsumverhalten mit sich bringt. Hier sind die erfolgreich, die für sich eine Nische finden, wo sie sich vom Internethandel abgrenzen können. Im Bereich der grösseren Firmen sind es die, die international erfolgreich sind und eine klare Positionierung haben. Wissen Sie, was Klemmen und Schellen sind? Die Firma Oetiker aus Horgen ist in deren Produktion weltweit Marktführer. Triengen hat Trisa, wir haben Esro. Die Firma aus Kilchberg produziert im grossen Stil Zahnbürsten und Mundhygieneprodukte, investiert viel und bringt immer wieder tolle Produkte auf den Markt. In Thalwil wächst die Firma U-BLOX wie verrückt, ein börsennotiertes Spin-off der ETH Zürich, spezialisiert auf die Chip-Produktion. Was all die erfolgreichen Unternehmer hier am linken Zürichsee verbindet? Hartnäckigkeit, Erfindergeist und Einsatzwille. Das macht uns insgesamt als Standort attraktiv, die Arbeitseinstellung in der Schweiz ist nach wie vor deutlich besser als in den umliegenden Ländern. Das ist ein Vorteil. Unsere härtesten Konkurrenzstandorte liegen etwas weiter weg, ich denke beispielsweise an Singapur.

Was kann man als ansässige Firma zur Standortförderung beitragen?
Wir wünschen uns aktives Mitmachen! Weil wir immer nur da vorausschauend Lösungen entwickeln können, wo man uns sagt, dass es Themen mit Lösungsbedarf gibt. Wir sind im Alltagsgeschäft der Firmen wenig präsent, dafür umso mehr, wenn es ein Problem gibt. Kommen Impulse, entscheidet unser paritätisch zusammengesetzter Ausschuss, wie etwas angegangen wird, ob es Mittel gibt und woher diese beschafft werden können.

Welche Branche hätten Sie gerne etwas stärker vertreten in der Region?
Eben haben wir die Strategie für die kommenden drei Jahre festgelegt. Wir fokussieren noch etwas mehr auf die Themen Innovation und Weltoffenheit. Was wir auch gesagt haben, ist, dass wir stärker kommunizieren müssen. Deshalb sind Unternehmen, die wir direkt mit unseren Forschungslabors in Verbindung bringen können, sehr interessant. Da geht es um Innovation und Zukunft.

Ihre drei Ausflugsziele in der Region für freie Tage?
Tag eins – eine Fahrt mit der einzigen Seilbahn im Kanton Zürich auf die Felsenegg. Tag zwei – Streifzüge durch den Wildnispark Zürich mit dem Tierpark Langenberg und dem Sihlwald. Tag drei – Besuch des Johanna-Spyri-Museums in Hirzel.

www.zimmerberg-sihltal.ch
www.standort-hoefe.ch

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