«Es reicht nicht mehr, auf die richtigen Kandidaten zu warten.» Barbara Wittmann, Director Talent Solutions und Mitglied der Geschäftsführung von LinkedIn DACH gibt exklusiv im «Geschäftsführer Zürich» zehn Ratschläge fürs Employer Branding und E-Recruitment im Social-Media-Zeitalter.

Zurücklehnen oder ein offenes Fenster der Möglichkeiten zu präsentieren ist heute für Arbeitgeber eine unzureichende oder sogar falsche Strategie. Wer die passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden will, muss selbst aktiv werden. Das Stichwort vom Employer Branding ist dabei eine wichtige Grundlage.

1. Teilen Sie Ihre Werte
Barbara Wittmann: Erfahrungsgemäss stellen viele Unternehmen bei der Ansprache möglicher Kandidaten die Informationen zur vakanten Stelle in den Vordergrund. Da der Arbeitsmarkt inzwischen sehr bewerberzentriert ist und sich gerade spezialisierte Fachkräfte aus vielen attraktiven Stellen die für sie passende aussuchen können, reicht das nicht mehr aus. Kandidaten möchten sich heutzutage auch mit ihrem Arbeitgeber identifizieren und wissen im Vorfeld schon genau, welche Werte er vertritt. Einblicke in die Unternehmenskultur und den Arbeitsalltag sollten daher bei der ersten Kontaktaufnahme bereits Teil der Kommunikation sein.

2. Zeigen Sie sich flexibel und entgegenkommend
Wie eine unserer Umfragen gezeigt hat, ist Unzufriedenheit mit der Unternehmensführung der Hauptgrund für einen Wechsel, gefolgt vom Wunsch, den Arbeitsalltag besser mit privaten Belangen vereinbaren zu können. Entgegen der weit verbreiteten Meinung spielt das Gehalt bei der Zufriedenheit am Arbeitsplatz häufig nur eine untergeordnete Rolle. Dementsprechend möchten sich viele Fachkräfte beruflich umorientieren, um beispielsweise weniger Zeit auf dem Arbeitsweg verbringen zu müssen, flexiblere Arbeitszeiten zu haben oder mehr von zu Hause arbeiten zu können. Daher würde ich Unternehmen, die nach Fachkräften suchen, empfehlen, Vorzüge wie flexible Arbeitszeitmodelle schon bei der Ansprache aktiv zu kommunizieren.

3. Vermeiden Sie Floskeln
Ein ehrliches Bild ist das A und O im Employer Branding. Viele Unternehmen vernachlässigen diesen Aspekt allerdings häufig zugunsten eines möglichst positiven Bildes und verstecken sich hinter Floskeln wie «führend», «innovativ» und «attraktiv». Damit gehen sie nicht nur in der Menge unter, sondern vermitteln auch ein unklares Bild von sich selbst. Unternehmen sollten sich darauf konzentrieren, authentische Einblicke in ihre Kultur zu zeigen. Auf den Unternehmensseiten von LinkedIn haben sie zum Beispiel die Möglichkeit, Videos einzubinden, die wichtige Eindrücke vermitteln. Ausserdem können Mitglieder hier über die «Meet the Team»-Funktion bereits potenzielle Kollegen kennenlernen.

4. Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden öffentlich aus Ihrem Alltag erzählen
Die eigenen Mitarbeiter haben den grössten Einfluss auf Aussenstehende, wenn sie als Markenbotschafter eingesetzt werden. Deshalb sollte die Belegschaft immer ein zentraler Bestandteil der Employer-Branding-Strategie sein und animiert werden, beispielsweise Eindrücke aus dem Arbeitsalltag mit dem eigenen Netzwerk zu teilen. Diese erscheinen auch auf den Unternehmensseiten und vermitteln deren Besuchern ein besseres Bild. So erhöht sich nicht nur die Reichweite, sondern vor allem die Glaubwürdigkeit.

5. Warten Sie nicht auf den richtigen Kandidaten
Es reicht nicht mehr, auf die richtigen Kandidaten zu warten. Recruiter können auf LinkedIn anhand der Suche nach Qualifikationen und Fähigkeiten auch Mitglieder ansprechen, die momentan nicht aktiv auf Jobsuche sind. Die Funktion «Open Candidates» erlaubt es aber andererseits auch Mitgliedern, Interesse an Angeboten zu signalisieren – allerdings ist das kein Ausschlusskriterium für andere Kandidaten. Ausserdem haben Unternehmen auf LinkedIn die Möglichkeit, anhand von Stellenanzeigen Ausschreibungen an qualifizierte Kandidaten zielgenau zu adressieren. Diese erscheinen dann auch bei den Kandidaten, die derzeit nicht aktiv suchen.

6. Suchen Sie nach dem perfekten Match
Die Schweiz ist ein attraktiver Standort für Arbeitnehmer, auch aus dem Ausland. Deshalb ist es für Unternehmen sehr wichtig, eine grosse Reichweite in Bezug auf Talente zu haben. Und das ist die Stärke von LinkedIn als globales Netzwerk – und wir sind wieder beim Thema «Transparenz des Arbeitsmarktes» angekommen. Wenn irgendwann alle Arbeitnehmer wissen, wo ihre Fertigkeiten am gefragtesten sind, und alle Arbeitgeber, wo und wie sie am effizientesten Talente finden und gewinnen können, sind wir schon ganz nah an unserer Vision des Economic Graph. Insofern möchte ich den Schweizer Unternehmen mitgeben: Nutzen Sie die Möglichkeiten unseres Netzwerks und lassen Sie uns immer auch wissen, wie wir Sie noch besser unterstützen können.

7. Personalisieren Sie Ihre Unternehmensseite
Die Unternehmensseite sollte alle Informationen enthalten, die für Bewerber und diejenigen, die es werden sollen, wichtig sind. Diese erlauben auch eine personalisierte Ansprache – jemand mit Erfahrung im Marketing bekommt nur relevante Rollen angezeigt und zum Beispiel keine Finanzjobs.

8. Kommunizieren Sie mit Videos
Basierend auf unseren Erfahrungswerten sind Videos aus dem Unternehmensalltag ein sehr effektives Mittel, um Aussenstehenden ein Bild davon zu vermitteln, wie das Unternehmen tickt. Zudem werden hier auch die Inhalte von Mitarbeitern ausgespielt, um Kandidaten bessere Einblicke bereitzustellen. Wir sehen auf LinkedIn generell eine grosse Akzeptanz von Videoformaten. Wir haben beispielsweise festgestellt, dass unsere Mitglieder Videos knapp dreimal so viel Zeit widmen wie statischen Inhalten. Auch für Recruiting-Zwecke eignen sich kurze Filme, um Einblicke über Firmenevents, Stellenbeschreibungen oder einfach den Alltag im Unternehmen oder in bestimmten Abteilungen zu vermitteln.

9. Arbeiten Sie mit datenbasierten Recruitment-Lösungen
Es reicht heute nicht mehr, eine Stellenanzeige zu schalten und zu hoffen, dass sich die richtigen Kandidaten melden. Vielmehr müssen Unternehmen selbst aktiv werden und gezielt nach Kandidaten suchen und diese dann aktiv ansprechen. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei, die vorhandenen Informationen effizient zu nutzen, um die richtigen
Kandidaten zu identifizieren. Aktueller Fokus im Bereich unserer Rekrutierungslösungen ist das Thema «Talent Intelligence», also mit Daten, die auf LinkedIn zu finden sind, Analysen und Handlungsempfehlungen zu erstellen und es Unternehmen zu ermöglichen, eine langfristige und strategische Mitarbeiterplanung zu entwickeln. Recruiter erhalten dadurch die nötigen Einblicke, um kontinuierlich an Talentpools mit den passenden Kandidaten zu arbeiten. Beispielsweise können sie Kandidaten identifizieren, die noch nicht alle Qualifikationen für eine benötigte Stelle haben und bei der Ansprache Fortbildungsmassnahmen anbieten, um somit vakante Positionen schneller zu besetzen.

10. Zeigen Sie keine Berührungsängste mit neuartigen Tools
Zur Mitarbeitergewinnung können HR-Mitarbeiter in Unternehmen auf unser Tool «Recruiter» zurückgreifen. Damit stehen deutlich mehr Möglichkeiten zur Verfügung als bei der normalen Suche. Sie erhalten Zugriff auf das gesamte LinkedIn-Netzwerk mit über 546 Millionen Mitgliedern, die sie per InMail kontaktieren können. Zur besseren Selektion stehen über 20 verschiedene Filter bereit, anhand derer sich die Kandidaten schneller und zielgerichteter mithilfe der Suchkriterien identifizieren lassen.

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