Wenn die Inflation sinkt, könnten die Zinsen bald weiter fallen – die Anzeichen dafür verdichten sich. Doch mit den neuen Marktsituationen scheinen sich auch Veränderungen in anderen Bereichen bemerkbar zu machen. Banken haben kein Interesse, dass Geld abfliesst. Das wiederum führt zu einer neuen, bisher unbekannten Situation auf dem Hypothekenmarkt, die mit Recht als «seltsam» bezeichnet werden kann.

Inflation im Sinkflug

Während grosse Teile der Welt unter einer starken Inflation zu leiden hatten, war die Situation in der Schweiz selbst zu Hochzeiten nicht so brisant wie im Ausland. Zu Spitzenzeiten im Sommer 2022 kletterte der Wert auf moderate 3,5 Prozentpunkte. Seither kühlt sich die Teuerungsrate spürbar ab, im März 2024 lag sie bei gerade noch einem Prozent.

Robert Plantak, CEO der Crowdhouse AG, sieht das auch als Verdienst von Thomas Jordan, bis 2024 Chef der Schweizerischen Nationalbank. Als ein Highlight seiner Amtszeit gilt die Auflösung des Euro-Mindestkurses im Jahr 2015, gefolgt von den allseits bekannten Negativzinsen. Zur Erinnerung: Zu dem Zeitpunkt hatten Banken kein Interesse daran, Geld von Anlegern zu erhalten. Das hat sich mittlerweile geändert, denn die Leitzinsen sind – bedingt durch die vergleichsweise starke Inflation – in den letzten zwei Jahren gestiegen. Die SNB senkte jedoch als eine der grössten Notenbanken schon im März 2024 den Wert wieder von 1,75 Prozent auf 1,5 Prozent. Damit handelte es sich um die erste Zinssenkung seit 2015, was durchaus als eine Zeitenwende auch für Investoren zu deuten ist.

Sinken die Zinsen jetzt weiter?

Die Frage, die sich Investoren wie Finanzexperten nun stellen: Werden die Zinsen weiter sinken? Und auf welches Niveau werden sie sich einstellen? Selbstverständlich gibt es hierzu nur Vermutungen – und auch unerwartete Ereignisse sind nicht auszuschliessen, wie die Vergangenheit eindrucksvoll gezeigt hat. Trotzdem deuten die Prognosen und Zeichen auf weitere Senkungen hin.

Robert Plantak vermutet, dass im Lauf des Jahres 2024 weitere Zinssenkungen folgen werden: «Wir gehen davon aus, dass drei Senkungen auf ein Niveau von einem Prozent erfolgen. Ein erster Schritt ist bereits im März geschehen. Im Verlauf des Jahres 2025 werden wir voraussichtlich ein Prozent erreichen und uns ab dann seitlich bewegen.» Das heisst: Das Zinsniveau bleibt nach Ansicht des Gründers der Crowdhouse AG auf einem stabilen Niveau bei einem Prozent, jedenfalls mittelfristig in die Zukunft gedacht.

 

Was bedeuten sinkende Zinsen?

Sinkende Zinsen bedeuten, dass kreditfinanzierte Investitionen, etwa in Immobilien wie bei der Crowdhouse AG, wieder attraktiver werden. Dort können mehrere Anleger gemeinsam Mehrfamilienhäuser erwerben. Den Gründern Ardian Gjeloshi und Robert Plantak war es wichtig, dass die Anlagen der Kunden nie etwas mit der finanziellen Situation des Unternehmens zu tun haben. Das Modell von Crowdhouse unterscheidet sich also grundlegend von dem der Signa Holding – um ein weiteres aktuelles Thema anzusprechen. Doch zurück zu den privaten Investoren: Es ist zu erwarten, dass die Effekte der Zinssenkung schon sehr bald bei den Hausbanken ankommen.

Sorgen die Zinsen für eine Geldknappheit bei Banken?

Erst einmal scheinen die Effekte rund um Inflation und Zinsen jedoch an anderer Stelle spürbar zu werden, und zwar beim Geldverkehr. Dazu ein Blick in die Geschichte, zurück ins Jahr 2015 mit seinen Negativzinsen. Die sorgten dafür, dass Banken ungern Geld annehmen wollten. Mit den steigenden Zinsen kam es dann zu einem starken Kurswechsel. War das Geld – überspitzt formuliert – noch vor Kurzem nicht gefragt, ist jetzt genau das Gegenteil der Fall: Banken geben es nicht her. Oder besser gesagt: Sie bemühen sich um frisches Kapital von ihren Kunden. Das zeigt sich in der Bereitschaft, teils hohe Zinsen für einen bestimmten Zeitraum zu bieten, wenn ein neues Konto eröffnet wird.

Seltsames Verhältnis von Saron und Festzinskrediten

Der genannte Zinsvorteil führt zu einem Kampf um Kunden, der durchaus vorteilhaft ist für Personen, die gerade ein Konto eröffnen möchten. An anderer Stelle manifestiert sich der Bankenwunsch nach frischer Liquidität in einem «seltsamen» Verhältnis von Saron und Festzinskrediten. So lagen übliche Margen beim Saron früher bei 0,5 bis 0,7 Prozent – immer abhängig von der Höhe und den individuellen Konditionen. Solche Margen sind aktuell nicht realistisch, stattdessen ist der Satz auf etwa 0,9 Prozent gestiegen, und zwar für die günstigen Fälle.

Wie kommt das zustande? Auch dafür gibt es eine Erklärung. Aufgrund der Marktsituation leihen sich die Banken nicht mehr so unkompliziert und vor allem kurzfristig Gelder. Trotzdem müssen Banken auf ihre Kapitalquoten achten. Daher gibt es die Tendenz bei allen Banken, auf langfristige Anlagen zu setzen. In der Folge werden kurzfristige Saron-Hypotheken für sie weniger attraktiv. Stattdessen gibt es einen klaren Trend, Anleger zum Festzinskredit zu bewegen. Ob das für Investoren eine sinnvolle Entscheidung wäre, kann nur die Zeit zeigen. Allerdings erscheint es in Anbetracht der nun sinkenden Zinsen als wahrscheinlich, dass die Konditionen insgesamt wieder attraktiver werden – und das könnte schon bald frischen Wind in die Immobilienbranche bringen.

Aktie.
Exit mobile version