Licht im Aussenraum ist für unsere Gesellschaft von wesentlicher Bedeutung. Doch gute Beleuchtung ist nicht einfach hell. Sie muss Ambiente schaffen, den Raum lesbar machen, den Anforderungen der Verkehrssicherheit genügen, Sicherheitsgefühl und persönliche Sicherheit berücksichtigen und dabei möglichst ressourcen- und umweltschonend eingesetzt werden.
Der Ausbau der öffentlichen Beleuchtung im Laufe der Zeit hat unsere Lebensweise verändert. Das künstliche Licht hat den Tag in die Nacht hinein verlängert und neue Tätigkeiten erst ermöglicht. Wurde früher die Nacht als bedrohlich empfunden, findet heute während dieser Zeit ein wichtiger Teil unserer sozialen Aktivitäten statt.
Bedrohliche Nacht
Bis in die Neuzeit war es in den Strassen nachts stockfinster. In der spätmittelalterlichen Stadt war es Pflicht, in der Nacht seine eigene Lampe mit sich zu tragen, um als ehrlicher Stadtgänger zu gelten. Wer als «finsterer Geselle» in den Verdacht feindseliger Absichten geriet, musste mit einer Strafe rechnen. Als erste Städte führten Paris (1667) und London (1668) Strassenbeleuchtungen mit Öl- oder Talglaternen ein. Genf und Bern begannen um 1750, einzelne Plätze zu beleuchten. Aber erst das Aufkommen des Gaslichts schaffte die Voraussetzung für die Ausbreitung der öffentlichen Beleuchtung. In Schweizer Städten zog die Gasbeleuchtung um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein und etwas später das elektrische Licht mit Glüh- und Bogenlampen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts kamen dann weitere Beleuchtungen wie die Natriumdampflampe zum Einsatz.
Ursprünglich hatte die Einführung der öffentlichen Beleuchtung zum Ziel, vor Unfällen zu schützen, der Kriminalität vorzubeugen und die Orientierung zu erleichtern. Zu diesen funktionalen Aufgaben sind zunehmend atmosphärische Aspekte wie «kommerzielles» Licht durch Leuchtreklamen und die Aufwertung des öffentlichen Raums hinzugekommen.
Differenzierte Beleuchtung
Es braucht nicht möglichst viel Licht und nicht jeder Ort muss gleich hell ausgeleuchtet sein. Verschiedene Einsatzzwecke stellen differenzierte Anforderungen. Lichtpunkthöhe, Lichtfarbe und Lichtlenkung sind an die jeweilige Sehaufgabe anzupassen. Relevanz für eine gute, sicherheitsfördernde Beleuchtung haben unter anderem Helligkeit, Gleichmässigkeit, Blendungsbegrenzung und optische Führung: je heller der öffentliche Verkehrsraum, desto besser lassen sich Hindernisse erkennen. Bei gleichmässig ausgeleuchteten öffentlichen Verkehrsräumen mit minimierten Schatten- und Dunkelzonen steigt die Sicherheit. Blendung hingegen erschwert die sichere Wahrnehmung und das Erkennen anderer Verkehrsteilnehmer.
Auf Hauptstrassen innerorts sind unterschiedliche Nutzer auf eine gute Beleuchtung angewiesen, um Objekte und Hindernisse erkennen zu können, aber auch um selbst wahrgenommen zu werden. Die Beleuchtung ist an Übersichtlichkeit, Fussgängeraufkommen, Geschwindigkeitsniveau des Fahrzeugverkehrs, Komplexität der Fahraufgabe, Reflexionseigenschaften der Fahrbahn und angrenzende Nutzung anzupassen. Um den Strassenverlauf nachzuzeichnen und die Funktion zu akzentuieren, ist eine Gleichmässigkeit der Beleuchtung durch in regelmässigen Abständen gesetzte Leuchtkörper anzustreben. Fussgängerstreifen sind heikle Konfliktzonen. Vertikale Beleuchtungsanteile garantieren, dass Fussgänger nachts auch bei regennasser Fahrbahn gut erkennbar sind.
Die Beleuchtung auf Nebenstrassen in den vorzugsweise verkehrsberuhigten Wohnquartieren muss in erster Linie die Sicherheit des Fuss- und Veloverkehrs berücksichtigen. Nicht nur Licht auf der Fahrbahn ist wichtig, sondern die Passanten sollten sich auch gegenseitig gut erkennen können. Dabei darf aber keine Lichtimmission entstehen und die Wohnqualität der Anwohner beeinträchtigen. Deshalb gilt es, Streulicht in Richtung Fenster und Gärten sowie eine Abstrahlung in Richtung Himmel auf ein Minimum zu reduzieren.
Bei Fussgängerzonen, Plätzen und Einkaufsstrassen bietet die Beleuchtung nicht nur Sicherheit und Orientierung, sondern auch eine attraktive Atmosphäre zum Flanieren, Verweilen, Geniessen und Entspannen erzeugen. Hier prägen die Leuchten als Teil der Möblierung auch tagsüber das Stadtbild mit. Bei Plätzen können dezent angestrahlte Fassaden als reflektierende Flächen eine reizvolle Kulisse bilden, und weitere Gestaltungselemente wie Brunnen oder Denkmäler lassen sich akzentuieren.
In Parks und Grünanlagen gewährleisten Leuchten primär die Sicherheit der Passanten. Sie markieren den Wegverlauf, geben der Fläche Tiefe und bieten eine Orientierung in der Dunkelheit. Leuchten mit breitstrahlender Charakteristik erzeugen ein angenehmes Ambiente und verbessern das subjektive Sicherheitsgefühl. Ebenso lassen sich die Beschaffenheit des Bodens, Hindernisse und Niveauunterschiede durch ein ausgewogenes Licht- und Schattenverhältnis besser erkennen. Und je nach Zentralität der Einrichtung erzeugen angeleuchtete Bäume, Mauern, Skulpturen und Wasserspiele zusätzlich eine besondere Stimmung.
Licht zum Sehen
Nach der Ära einer technisch-funktional dominierten Beleuchtung für den Strassenverkehr, haben Städte Ende des 20. Jahrhunderts den öffentlichen Raum als Bühne wiederentdeckt, der auch nachts attraktiv sein und nicht nur über eine «Notbeleuchtung» verfügen sollte. Gezielt eingesetztes Licht soll die Lesbarkeit des Raums verbessern und eine behagliche Atmosphäre schaffen. In Lyon wurde 1989 erstmals ein sogenannter «Plan Lumière» entwickelt. Ein Instrument, das die Stadt ins «rechte Licht» rücken sollte – was seither auch zahlreiche Schweizer Städte mit einem eigenen «Plan Lumière» versucht haben. Dezent, aber gezielt eingesetztes Licht unterstreicht die städtische Kulisse und lässt die Architektur plastisch erscheinen. Verdeckt angebrachte Lichtquellen sollen nicht blenden, sondern das Licht dahin bringen, wo es gebraucht wird. Die Stadt wird dunkler, aber attraktiver.
Hinzu kommt, dass die LED-Technologie der Lichtgestaltung neue Möglichkeiten zur Inszenierung des öffentlichen Raums eröffnet hat. Gegenüber herkömmlichen Beleuchtungssystemen bietet sie Vorteile durch eine hohe Lichtausbeute und die damit einhergehende Energieeffizienz und ihre lange Lebensdauer. Ausserdem besitzen LED-Leuchten ein (warm-)weisses Licht mit guter Farbwiedergabe, sind frei von UV-Strahlung und damit insektenfreundlicher und durch gute Lichtlenkung verursachen sie weniger Streuverluste. Dazu reihen sich technische Vorteile wie sofortiges Einschalten, und sie sind dimmbar, dynamisch steuerbar und schaltfest.