Herr Dr. Fopp, erzählen Sie uns doch bitte etwas über Ihren beruflichen Hintergrund. Wie kamen Sie mit dem Thema «Familienunternehmen» in Berührung, und welche Aufgaben bringt das Präsidentenamt beim FNB Deutschschweiz mit sich?
Ich bin in einem grösseren Familienunternehmen in Graubünden aufgewachsen und habe so den «Stallgeruch» mitbekommen. Nach dem Studium an der HSG habe ich eigene Unternehmen gegründet und dabei oft Familienunternehmen in der Schweiz und in Deutschland beraten können. Das gab mir einen tiefen Einblick in die Funktionsweise solcher Firmen. Als Präsident von FBN Deutschschweiz bin ich der Gesamtverantwortliche und will natürlich unseren Mitgliedern gemeinsam mit meinem Vorstandsteam eine tolle Leistung erbringen, primär über aussergewöhnliche Veranstaltungen.
Familienunternehmen bilden den wichtigsten Teil der Schweizer Wirtschaft. Können Sie dies explizieren?
Alle Zahlen für die Schweiz und das Ausland zeigen, dass Familienunternehmen in der Summe mit grosser Mehrheit der grösste Arbeitgeber im Land sind. Sie sind das Rückgrat der Schweiz und werden auch dann hier bleiben, wenn sich nicht alles perfekt entwickelnt.
Das FBN Deutschschweiz zählt derzeit ca. 120 eingeschriebene Mitglieder mit 185 Personen. Über was für Firmen sprechen wir hier, sind das hauptsächlich klein- und mittelständische Unternehmen? Und welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen, um überhaupt Mitglied des FNB werden zu können?
FBN steht für mittelgrosse und grosse (>150 Mitarbeitende) Familienunternehmen, die aus allen Wirtschaftszweigen kommen. Wir haben grossmehrheitlich Mitglieder, wo schon die zweite bzw. die dritte Generation aktiv mitwirkt. Was wir nicht als Mitglieder akzeptieren, das sind Service-Provider, die vor allem an Aufträgen interessiert sind.
Die Globalisierung der Märkte schreitet unaufhaltsam voran, die Konkurrenz gerade aus den asiatischen Ländern ist nicht mehr zu übersehen. Wie «global» muss ein Schweizer Familienunternehmen heute denken?
«Think global, act local». Das wäre ein gescheites Motto für fast alle Unternehmen. Nicht jeder kann die ganze Welt beliefern, doch Ideen und innovative Produkte können weltweit übernommen und verbessert werden. Ein Champion-Unternehmen ist sehr fokussiert und exportiert weltweit: Das ist ein Erfolgsrezept.
Haben Familienunternehmen vielleicht sogar Vorteile gegenüber eher «anonymen» Global Players?
Ja, das zeigen verschiedene Umfragen bei Mitarbeitenden und auch Stellensuchenden. Familienunternehmen pflegen traditionelle Werte, ähnlich dem «ehrbaren Kaufmann» aus dem Mittelalter. Das wird heute sehr geschätzt. Deshalb ist auch klar, dass über Familienunternehmen keine «Abzocker»-Stories zu finden sind.
Vor kurzem hat sich die Schweizer Bevölkerung mit knapper Mehrheit für eine Einwanderungsbegrenzung ausgesprochen. Welche Konsequenzen hat dies für die hiesigen Familienunternehmen?
Generell wird für jede Firma die Flexibilität am Arbeitsmarkt eingegrenzt. Dies ist schade. Wir Schweizer sollten der Wirtschaft nicht unnötig Hürden auferlegen. Denn die Wirtschaft bleibt der Motor unseres Wohlstandes.
Sie pflegen Beziehungen zu einigen namhaften Sponsoren und Bildungsinstitutionen. Welche sind hier die wichtigsten, und wie sieht die Zusammenarbeit jeweils genau aus?
Am engsten Arbeiten wir mit dem Center for Family Business der Universität St. Gallen (CFB-HSG). Zzusammen. Gemeinsam realisieren wir seit Jahren eine in weiten Kreisen sehr geschätzte Veranstaltung. Leider ist für uns die Zusammenarbeit mit Sponsoren nicht immer einfach.
Seit 2011 betreuen Sie auch noch das Start-up e-sculptures.com AG. Was genau kann man sich darunter vorstellen, und welche Rolle spielt die Kunst für Sie persönlich?
Im dritten Alter ist meine Ambition, dass «Unternehmen Kunst» aktiver und bewusster als wertvolle Ressource einsetzen. Ich sehe hier einige positive und wertsteigernde Einsatzfelder. Dazu gehört auch der Einsatz von Skulpturen und Symbolgegenständen, die helfen, die unternehmerische Botschaft auch emotional zu kommunizieren.
Worüber könnten Sie sich ärgern?
Einerseits über meine persönliche Ungeduld, weil dann Schnellschüsse geschehen, die mir und anderen schaden. Anderseits habe ich wenig Freude, wenn gemachte Versprechungen nicht eingehalten werden.
Was bedeutet für Sie Luxus?
Ich hatte früh das Lebensmotto der «4 Gs»: «Glücklich, gesund, genügend Geld». Luxus ist, wenn das Geldausgeben leicht möglich ist. Mehr Geld zu haben als notwendig: das ist ein Luxus, der hierzulande verbreitet ist. Schade ist, wenn zu viel Geld zu einer «Wohlstandslethargie» führt.
Welchen Rat würden Sie jungen Schweizern mit auf den Weg ins Berufsleben geben?
Dass man sich schon in frühen Jahren den Mut zum Aussergewöhnlichen aneignen und möglichst viel Auslandserfahrungen sammeln soll. Unbedingt «Go East» praktizieren und sich in Führungspositionen bewähren. Auch sollte man sich sehr darum bemühen, eine exzellente Ausbildung zu erhalten.
www.fbn.ch
www.dymas.ch
www.e-sculptures.com
www.trittli-gasse.ch
www.continuum.ch