Vor einiger Zeit wurde ich von der Sendung Puls des Schweizer Fernsehens angefragt, ob ich bei einer Sendung zu einem orthopädischen Thema einer der am Telefon und per E-Mail beratenden Experten sein möchte. Natürlich gerne – aber natürlich nicht! Denn ich bin Orthopädie-Techniker, nicht Orthopäde, also kein Arzt und damit selbstverständlich weder berechtigt noch befähigt, Diagnosen zu stellen.
Was macht denn dann aber ein Orthopädie-Techniker? Das möchte ich in diesem Artikel
kurz darlegen. Das Unternehmen «Hueskes Orthopädie» beschäftigt rund 18 Mitarbeitende, die sich zum grössten Teil den Themen Orthesen, Prothesen und OrthoProthesen widmen. Angeschlossen ist auch eine Schuhmacherei für orthopädische Individualschuhe und ein Vertrieb von Stoma-Artikeln für künstliche Darm- und Urinausgänge.
Eigentlich stellen wir also Werkzeuge her. Orthesen – das griechische Wort «orthos» bedeutet «gerade», «richtigstellen» – sind Hilfsmittel zur Stützung des menschlichen Bewegungsapparats. Sie werden äusserlich angebracht und übernehmen fehlende Funktionen, korrigieren Fehlstellungen oder unterstützen die Heilung des Rumpfs oder einer Gliedmasse. Falls Letztere wegen einer Krankheit, eines Unfalls oder von Geburt an fehlt, kommt die Prothese zum Einsatz. Bei uns kommen dabei Vorfuss-, Unterschenkel-, Oberschenkel-, Unterarmund Oberarmprothesen zum Einsatz. Sie sind aus leichten Hightech-Materialien gefertigte Ersatzglieder, die je nach Wunsch verkleidet oder offen getragen werden.
Alles, was ein Orthopädie-Techniker oder eine OrthopädieTechnikerin tut, ist also individuelle Präzisionsarbeit. Jeder Mensch ist anders gebaut, bewegt sich anders und braucht darum seine ganz eigenen orthopädischen Hilfsmittel. Diese werden an verschiedenen Maschinen und in sehr viel Handarbeit von hochspezialisierten Kolleginnen und Kollegen hergestellt und instand gehalten. Und das finde ich das Faszinierende an diesem Beruf: Er verbindet ein abwechslungsreiches und forderndes Handwerk mit dem Umgang mit Menschen, die wegen einer Krankheit, eines Unfalls oder einfach ihrer Konstitution meist in einer schwierigen Lebenslage sind. Die Orthopädie-Techniker*innen müssen also nicht nur ein feines Händchen bei der Ausübung ihrer erlernten handwerklichen Techniken haben, sondern auch ein Gespür für Menschen – wie sie sich auf das Gegenüber einstellen und mit ihm kommunizieren müssen. Gerade diese menschliche
Komponente ist oftmals schwieriger. Und natürlich gibt es auch bei uns Mitarbeitende, die
im einen oder anderen Gebiet ihre Stärken haben. Diesen entsprechend werden sie eingesetzt.
Mir gefällt die Rolle, in die ich in unserem Unternehmen hineingewachsen bin, seitdem ich
das Geschäft von meinem Vater übernommen habe. Mein Arbeitstag enthält unterschiedlichste Tätigkeiten, von Geschäftsführungsaufgaben bis zur Beratung von Kund*innen. Nur an den Maschinen zur Herstellung von Orthesen oder Prothesen stehe ich nicht mehr oft. Zu viel gibt es daneben zu koordinieren. Aber die Mischung macht’s.
Ich hoffe, das gibt Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, eine Idee, was Orthopädie-Techniker*innen tun. Und falls jemand vom Schweizer Fernsehen SRF das hier gelesen hat, darf ich vielleicht doch noch in die Sendung Puls. Einfach dann, wenn’s um Orthopädie-Technik geht – und nicht um Orthopädie.
BENJAMIN HUESKES
ist Unternehmensinhaber der Hueskes Orthopädie AG aus Basel.
Hueskes Orthopädie
St. Johanns-Vorstadt 31
CH-4056 Basel
Telefon +41 (0) 61 322 77 70
[email protected]
WWW.HUESKES.CH